Hallo liebe Kinder unten in der Kirche und im Gemeindesaal!

Wir sind Susi und Franz und wohnen seit Sommer 2016 bei euch im Kirchturm! Manchmal trippeln wir am Gemeindebüro vorbei und erzählen Sonja, was so bei uns los ist. Manchmal schreiben wir was auf, das könnt ihr dann hier und im Gemeindebrief lesen.

Susis Sternenwunder

Von Wünschen und Wundern

Liebe Kinder,

wisst Ihr, wie es ist, wenn man sich etwas ganz doll wünscht? Wenn der Wunsch so riesengroß und besonders ist, dass man an gar nichts mehr denken kann? Ja, dann wisst ihr ganz genau, was ich meine und wie es mir letztens ergangen ist. Mama hat mich vor drei Tagen gefragt, was ich am liebsten zu Weihnachten bekommen möchte. Eigentlich habe ich immer ganz viele Wünsche, aber an dem Tag ist mir nichts eingefallen. Vielleicht war ich einfach zu müde. Ich habe mich gleich nach dem Kindergarten mit einer klitzekleinen Decke in ein größeres Kissen gekuschelt und bin eingeschlafen. Da hatte ich noch nicht einmal etwas gegessen, so erschöpft war ich.

Alles war auch ganz leise, denn mein Bruder Franz war noch in der Schule. Mama hat eine Weihnachtskarte an Oma Gerda in Bremen geschrieben. Sie wohnt ja im Bremer Dom. Und Papa hat im Treppenhaus die letzten Blätter weggefegt, die der Wind in den Kirchturm gepustet hatte. Es war so schön friedlich – ich bin einfach eingeschlummert.

Doch nach kurzer Zeit fühlte ich mich plötzlich wieder ganz wach. Und ob ihr’s glaubt oder nicht, ich war ganz wo anders. Über mir war ein Fenster. Ich bin gleich auf das Sims geklettert und habe hinaus geschaut. Schließlich muss eine Maus wissen, was los ist.

Draußen war es schon Nacht geworden und um mich herum erstreckte sich eine dunkle, geheimnisvolle Welt. Die Nacht war schwärzer als in der Hamburger Innenstadt, in der wir doch alle wohnen. „Vielleicht haben wir einen Ausflug zu Onno aufs Land gemacht?“, habe ich überlegt. Da gab es eine kleine, alte Kirche. Dann habe ich in den Himmel geschaut. Und alles, alles war mir auf einmal egal. Denn über mir erstreckte sich ein riesiger Sternenhimmel… So hatte ich die Nacht noch nie erlebt. Alles war einfach da. Und auf mittlerer Höhe stand der volle, runde Mond mit seinen dunkleren Flecken. Ich habe meine Pfötchen ausgestreckt und mir gewünscht: Mond, ich möchte so gern auf dir zwischen den Sternen fliegen! Und dann möchte ich mir einen dieser hellen und strahlenden Sterne wünschen, damit ich immer fröhlich sein kann, weil er so schön strahlt.

Nun wusste ich aber leider, dass ich mir keinen Stern wünschen konnte, denn die Sterne sind weit fort. Es müsste daher einer zu mir runter kommen, und selbst dann wäre ich unsicher, was damit zu tun sei. So stand ich lange staunend. Glücklich und betrübt zugleich. Und ich dachte, wie schön es wäre, wenn ich viel bessere Augen hätte, um die Sterne ganz klar zu sehen. Mehrere Lichter bewegten sich sogar in einem Bogen über den ansonsten unverändert dunklen Himmel. Ob Gott mich viel- leicht sehen konnte? „Wie schön!“, dachte ich.

„Hallo!“, habe ich Franz auf einmal laut rufen gehört, und das passte so gar nicht zum Sternenhimmel, „ich hab Hunger. Was essen wir heute?“ Ich bin aufgewacht. Das Kissen unter mir war sehr gemütlich, die kleine Decke über mir auch.

Nun wusste ich, was ich mir zu Weihnachten wünschen konnte: ein Buch über die Sterne und viel- leicht auch eine Art Fernglas. Danach möchte ich einen Ausflug aufs Land machen, denn im Dunklen leuchten die Sterne heller. Ein ganz persönliches Sternenerlebnis!

Eure Susi … und viele Grüße vom Franz!

© Sonja Dwersteg 2019, Gemeindebrief St. Andreas 04/2019

Im Lande Orgel

Wie Franz in einer Orgelpfeife stecken blieb und ich eine Lieblingspfeife fand.

Liebe Kinder, unsere riesige Orgel ist auseinander genommen, sauber gemacht und repariert worden. Wenn ihr reinkommt, seht ihr sie rechts an der Kirchenwand. Seit vielen, vielen Jahren wurde die Orgel gespielt. Sie hat gesummt und gelacht, geweint und geträllert, gesungen, gebetet und geträumt. Und mit ihr all die Musiker, Menschen und Mäuse, die sie gehört haben. Auch die Taube in der Kirche liebt das Orgelspiel sehr. Denn eine Orgel hat so viele Pfeifen und Tröten, dass es ein ganzes Orchester ergibt oder einen Chor vieler Stimmen.

Etwa 2500 Pfeifen hat das Instrument. Das hat Orgelbauer Frank geschätzt. Orgelpfeifen sind aus Holz, Kupfer oder aus verschiedenen Legierungen, darunter Blei und Zinn. Das sind Metalle. Und eine Legierung ist eine Mischung aus verschiedenen Metallen, hat mir mein Bruder Franz erklärt. Die werden heiß gemacht, geschmolzen und gemischt wie in einem Hexenkessel. Danach kann man sie in Form gießen, biegen und zuschneiden. Toll was?

Wir Geschwister waren sehr neugierig, das könnt ihr euch wohl denken. Orgelbauer Frank hat ja fast den gleichen Namen wie Franz – da hatten wir keine Angst vor ihm. Wir haben ihm ein Loch in den Bauch gefragt und uns alles angesehen. Bloß können Mäuse leider nicht wirklich gut sehen, und das war blöd. Wir können viel besser hören, riechen und mit unseren Schnurrhaaren fühlen. Schnell war klar, dass wir nachts heimlich wiederkommen müssten, das war die einzige Chance.

Gesagt, getan. Als Papas Schnarchgeräusche endlich zu hören waren, haben wir unsere Decken zur Seite geworfen und sind auf Pfotenspitzen davon geschlichen. Mama hat einen leichten Schlaf. Wir mussten aufpassen. Durch den Seitengang sind wir ins Kirchenschiff geschlüpft. Düster und unheimlich war das. Und da lagen und standen sie vor uns wie ein großer Schatz mit silbernem und rotgoldenem Schimmer: die Metallpfeifen. Winzig kleine Röhren und riesig große. Irgendwo hatte jede ein Loch, durch das die Luft beim Orgelspiel entweichen sollte.

Franz und ich sind ganz nah an die Rohre heran gehuscht und haben sie beschnuppert. Metalle riechen, wusstet ihr das? Ich habe vorgeschlagen, das Innere einer großen Pfeife auszukundschaften. Vielleicht war etwas darin verborgen? Doch nein, diese Flöte war hohl. Aber wo wir schon einmal dabei waren, sind wir in die größeren Pfeifen hinein geklettert und durch sie hindurch gelaufen. Wo ein Mäusekopf passt, da passt der ganze Körper durch, so sagt man.

Wir haben verstecken gespielt, und das war gar nicht einfach, denn die Pfeifen haben auf Berührungen mit Geräuschen reagiert. Weil Versteck spielen so nicht ging, haben wir fangen gespielt, bis Franz plötzlich stecken geblieben ist. Das war ein Schreck. Die Pfeife war verstopft. Erst habe ich seinen Po geschoben, um ihn doch noch durchzupressen, aber Franz ist eine pummelige Maus und das tat ihm weh. Also habe ich an seinen Füßen gezogen und er hat sich immer so ein wenig gedreht, damit er besser rutscht. Wie ein Korken ist er plötzlich losgekommen und wir sind beide durch die Röhre gekullert.

Franz hat ernst gemeint, dass das Mist sei, was wir gerade täten, und dass wir besser in die kleinen Pfeifen mal rein pusten sollten. Wir wollten ja auch nichts kaputt machen. „Gute Idee“, habe ich gesagt. Ich habe eine winzige Pfeife gefunden, die ich spielen konnte. Sie war nur wenige Zentimeter groß. Mit aller Mäusekraft habe ich hinein geblasen. Die Flöte hat darauf mit einem wunderschönen Ton geantwortet. Wir hatten eine Unterhaltung, die Pfeife und ich. Schließlich kam die Morgendämmerung und wir mussten uns beeilen, um noch ein wenig zu schlafen. Und wenn nun die Orgel in der Kirche gestimmt ist, weiß ich, dass meine kleine Lieblingspfeife mitspielt.

Eure Susi und Franz

© Sonja Dwersteg 2019, Gemeindebrief St. Andreas 03/2019

Blooming flowers überall

Dave ist aus London zu Besuch

 

Liebe Kinder!

Franz hat einen Schüleraustausch nach London gemacht. Das erste Mal mit einem echten Flugzeug! Ab ging’s durch die Luft! Mit allen Mäusen aus seiner Klasse und der Lehrerin. Er war so aufgeregt, fast hätte er seine Mütze liegenlassen und auch sein Handgepäck.

London, das ist die Hauptstadt von England. Sie ist noch viel größer als Hamburg, sagen meine Eltern. Das kann ich mir nicht richtig vorstellen, denn St. Andreas und der Kindergarten sind ja auch groß. Mehr als viermal so viele Mäuse und Menschen wie in Hamburg leben in London. Und mittendurch fließt die Themse. Das ist ein großer Fluss. So wie die Elbe durch Hamburg strömt, fließt die Themse durch London. Ein Onkel von Dave segelt sogar öfter von London nach Hamburg. Das geht so: Themse runter – durch die Nordsee – Elbe rauf – schon da. Eine Menge bekommt man unterwegs zu sehen: Brücken und Bauwerke, ein Riesenrad, winzige Kutter und bombastische, vollbeladene Containerschiffe, das wunderriesenhafte Meer, balgende Robben, neugierige Kühe, Apfelbäume und schließlich auch die fast lebendig aussehenden Hafenkräne und die Elbphilharmonie in Hamburg. Vielleicht hast du die Elfi sogar schon gesehen?

Franz hat die Mäusekinder in ihrer englischen Schule besucht, und wenige Monate später ist Dave zu uns nach St. Andreas gekommen, für ganze zwei Wochen. Beim Schüleraustausch wird sich nämlich gegenseitig besucht. Dave ist einer der größeren Schüler an der London Fields Primary School. Er ist sehr nett und lustig – wir haben alle viel gelacht.

Denn Dave mag alles, was bunt ist, genau wie ich. Sogar sein Fell ist leicht rötlich. Er hat strahlend blaue Augen und eine rosa Nase. Zwischen seinen oberen Mäusezähnen hat er eine kleine Lücke. Das finde ich besonders. Er trägt ein lila Cap und eine grün-gelbe Weste. Die braucht er auch, weil er Blumensamen in seinen Westentaschen hat. Damit alle Straßen und Parks lebendiger und duftender werden, sät er ringsumher Samen ein: am Schultor, an der Bushaltestelle, unter Bäumen, an Parkplätzen, am Themseufer – einfach überall. Dave findet, dass er ein gardener ist, ein Gärtner. Bloß einer ohne Garten. „So what“, lacht er über das ganze Mäusegesicht, denn sein Garten ist die ganze Stadt!

Diese Idee hat er uns aus London mitgebracht. Gut was? Alle Hummeln, Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge freuen sich darüber. Besonders schön findet Dave übrigens den Blumengarten vor dem Pastorat. Und all die vielen neuen Beete daneben natürlich auch. Blumen sind so wunderbar…

Eure Susi, Dave und Franz

© Sonja Dwersteg 2019, Gemeindebrief St. Andreas 02/2019

 

Hast du Lust, Blumen zu pflanzen wie Dave?

Du kannst dir Samenkugeln basteln!

Du brauchst einen gestrichenen Esslöffel voll Blumensamen, 5 gehäufte Esslöffel Erde und 5 gehäufte Esslöffel Tonpulver aus dem Naturkostgeschäft. Mische alles mit sehr we- nig Wasser und forme kleine Kugeln. Lasse sie zwei Tage trocknen. Fertig!

Beim Sommerfest in St. Andreas werden wir auch welche basteln. Machst du mit? Noch eins: Dave hat mir erklärt, dass wir nur Blumen sähen dürfen, wo keine Gärten sind. Sonst ärgern sich die Besitzer, weil sie selbst bestimmen wollen, welche Blumen wo wachsen sollen!

Franz hat Mama überzeugt ...

… und Susi hat erstmal keinen Pulli …

Liebe Kinder,

es ist doch wie verhext: Ich möchte etwas haben und Mama sagt nein. Immer wieder. Und mein Bruder Franz, der findet das auch noch gut. Kein bisschen solidarisch ist er.

Es war so, dass ich einen besonders kuscheligen Pulli haben wollte, weil es ja noch kalt ist im Frühling – so einen mit Leopardenmuster wie ein Fell – doch Mama wollte ihn nicht kaufen. Das sollte sie mir mal erklären! Damit hätte ich super ausgesehen, irgendwie verwegen für eine Maus. Teuer war der Pulli auch nicht. Richtig gemein war das.

„Naja“, meinte Mama, als ich richtig sauer wurde, der Pulli sei hübsch und weich sei er auch. Sicher, auch der Preis sei günstig und ich könne allemal einen Pulli brauchen. „Dennoch“ – sie warf einen Blick auf einen kleinen Zettel, der in den Pulli genäht war – „nein!“ Da stehe Polyacryl und das sei ein Kunststoff, Plastik. Wenn sie den Pulli waschen müsse, dann würden Plastikfasern im Wasser landen und das wolle sie nicht. Ich meinte, dass doch der Pulli nichts dafür könnte, aber Mama blieb hart. Dieses Jahr wolle sie etwas anders machen als sonst, hat sie erklärt. Ich war irritiert, denn ich dachte, dass Kleidung aus Wolle und Baumwolle gemacht wird. Das war mal in einem Kinderbuch. Schafe und Baumwollfelder waren da. Alles Lüge?

Weil ich so traurig war, hat Franz sich zu mir gesetzt. Er ist in einer Gruppe in der Mäuseschule, die den anderen Mäusen das mit dem Plastik erklärt. Ja, vor gar nicht langer Zeit, da war Kleidung noch aus natürlichen Sachen, hat Franz gesagt. Zumindest oft. Aber die verschiedenen Kunststoffe sind heute einfach wahnsinnig praktisch, weil sie wie ein Zaubermaterial in jede Form gebracht werden können. Das machen die Maschinen. Sie spinnen dünne Fäden für Plüsch und sie pressen Plastik zu Folien. Sie spritzen es in Formen und es werden Gegenstände daraus. Dickere Plastikfolien werden erhitzt und in Formen hinein gepustet, gezogen oder gedrückt. So entstehen Verpackungen für Käse oder Wurst. Man kann es auch aufschäumen zu Matratzen oder Styropor-Verpackungen.

Große Teile für Autos sind möglich, aber eben auch winzig kleine Körner, die so tun, als wären sie Sand. Plastik hat andere Materialien ersetzt, hat Franz gesagt, und Kunststoffe werden meist aus Erdöl gemacht genau wie Autobenzin. Plastik ist ungeheuerlich, wisst ihr, und überhaupt der größte Nachmacher-X auf der Welt. Bloß weil wir so viel davon nutzen, ist es jetzt auch in der Natur bei den Bäumen und den Fischen, und da schadet es. Es zerfällt im Laufe der Zeit in kleine Teile, aber es geht nicht weg. Es wird sogar von Tieren gefressen, denn sie erkennen Plastik nicht. Jetzt fällt mir auch ein, dass der olle Lutz von nebenan letztes Jahr Bauchweh hatte, weil er Folie mit einem Keksrest gefressen hatte. So schlimm kann das sein.

Ich verstehe das jetzt mit dem Plastik, aber wegen des Pullis mit Leopardenmuster habe ich trotzdem sehr, sehr geweint. Doch tags drauf hat Mama plötzlich gerufen: „Guck mal Susi!“ Wir waren wieder beim Einkaufen und sie hatte einen hellblauen Pulli mit gelben Tupfen gefunden. Der war kuschelweich und nur ein wenig teurer. Sie hat auf das Etikett gezeigt (das kleine Schild im Pulli) und gesagt: „Der ist aus Viskose. Viskose ist aus Holz. Magst du den leiden?“ Ja, der gefiel mir sogar ebenso gut. Ein richtig schöner Osterpulli! Den werde ich Ostermontag zum Familiengottesdienst anziehen. Und hinterher werde ich im Garten Ostereier sammeln, aber psssst, nicht verraten!

Kommt ihr auch?

Liebe Grüße von Susi und dem schlauen Franz!

 

© Sonja Dwersteg 2019, Gemeindebrief St. Andreas 01/2019

Rote Kugeln sind am Baum

Weihnachtsvorbereitungen mit Susi und Franz

Wisst ihr, was meine Freundinnen und ich jedes Jahr wieder ganz toll finden? Weihnachtsbaumkugeln! Sie sind vollkommen rund, mal durchsichtig, mal verziert, dann wieder einfarbig – und fast immer reflektieren sie das Licht. Glänzend rot scheinen sie, weiß oder golden. Viele Glaskugeln sind größer als ich, einige sind kleiner. Ich kann so viel darauf entdecken, denn sie spiegeln mich und die Welt um mich herum.

Und wenn ich sie anstupse, dann drehen sie sich wie eine Karussell, immer rund herum. Manchmal, da klettere ich heimlich in einen Weihnachtsbaum hinein. Das ist für mich ganz leicht mit meinen kleinen Krallen. Dort duftet es nach Tanne und Wald und draußen sein. Es riecht auch nach Äpfeln und Plätzchen und Schokokringeln, wenn die Menschen welche in den Baum gehängt haben. Und wenn dann erst die Kerzen brennen, dann glitzert alles und scheint in die Dezemberdunkelheit. Ja, ich liebe Weihnachten. Ich muss bloß auf mein Fell auf passen, denn die Kerzen brennen heiß

Mama und Papa haben sich von meinem Bruder Franz und mir einen Stern gewünscht. Der soll ganz oben an den Baum und uns an den Stern von Bethlehem erinnern. Mama hat gesagt, dass wir an Heiligabend nicht nur ans Essen denken sollen, das fände sie ganz blöd. Und das ist gar nicht leicht für eine Maus, oh nein, ganz und gar nicht. Der Franz will den Stern mit einer Laubsäge aus Sperrholz aussägen und ich werde ihn dann ganz schön anmalen. Und wir wollen noch ein Gedicht dazu tun. Das wird unsere Überraschung. Franz und ich, wir haben ganz lange an dem Gedicht getüftelt – naja, Franz mehr als ich. Wir tragen es dann zur Bescherung vor. Ich kann gut auswendig lernen.

Papa hat ausgeplaudert, dass wir dieses Jahr sehr früh in die Kirche gehen werden – schon um elf Uhr zu Pastor Schoeler. Das bringe Ruhe und Frieden in den Tag, meint er. Und eine ganz festliche Stimmung. Weihnachten wollen wir keine Hektik, nee, wirklich nicht. Dafür ist dieser Tag einfach zu wunderbar. Gefällt euch unser Gedicht auch?

Liebe Grüße von Susi und Franz!

© Sonja Dwersteg 2018, Gemeindebrief St. Andreas 04/2018

Himmlisches Blau und Himbeereis

Tschüss Sommer! Bis nächstes Jahr!

War euch in diesem Sommer auch so heiß? Ich konnte meinen Pelz ja nicht ausziehen. Franz ist kaum noch aus dem kühlen Kirchturm gekommen. Mir war dermaßen warm, dass ich nur noch an Himbeereis denken konnte. Him-beer-eis! Der Franz hat nur Co-la-eis gedacht. Papa Scho-ko-la-den-eis. Bloß Mama, die wollte Wassermelone. Und wir hatten so einen Durst, dass wir die Blätter abgeleckt haben, wenn Küster Seiß den Garten gesprengt hat. Es war kein Wasser mehr in der Natur. Wir waren alle platt.

Doch dann hat Hofmaus Onno, der Verwandte vom ollen Lutz von nebenan, unerwartet angerufen und gefragt, ob wir nicht alle ans Meer fahren wollten. Da wehe eine frische Brise, hat er gesagt, und außerdem hätte es so wenig geregnet, dass die Ernte auf seinem Bauernhof eh nicht so lecker sei. Einfach traurig. Aber weil eine Maus sich nie unterkriegen lässt und immer aus allem das Beste macht, wollten wir nun alle ans Meer. Das versprach großartig und sehr aufregend zu werden.

„Schwimmen können ist bei Mäusen angeboren“, dozierte nun Mama. Da Mäuse aber lieber festen Boden unter den Pfoten haben, waren auch Papa und Onno in Sachen schwimmen Anfänger. Beide guckten etwas betreten. Wir sind nach St. Peter-Ording gefahren, haben uns in eins dieser Urlaubsautos gemogelt, die ständig losfuhren. Dort angekommen haben wir erst eifrig Beachball gespielt. Franz und ich wurden nach und nach richtig gut, aber am Anfang waren wir absolute Nieten. Peinlich war das. Und dann dieser rutschige Sand. Mama, Papa, Onno und Lutz haben sich in Strandkörbe gesetzt und Zeitung gelesen. Die waren vielleicht langweilig.

Plötzlich hat es meinen Bruder Franz gepackt und er ist zum Meer gerannt. Menschen müssen ja gründlich schwimmen lernen. Eine Maus hingegen muss nur aufpassen, dass das Wasser nicht vom Strand abläuft. Denn dann wird sie ins Meer gezogen. Mit Ebbe und Flut ist nicht zu spaßen. Da wir aber gerade auflaufendes Wasser hatten, hat sich der Franz mit seinem Mantel wild entschlossen in die Fluten gestürzt. Er hat geprustet und gezappelt und ganz ungewohnte Bewegungen gemacht. Besorgt und neugierig war ich zugleich. Aber ob ihr’s glaubt oder nicht: Franz ist plötzlich geschwommen. „Es geht, es geht!“, hat er gejubelt. Bloß der Mantel war zu schwer, der zog ihn immer runter. Ich habe mich nun auch ins Wasser getraut, ohne Kleidung, und nach einer tolpatschigen Anfangszeit bin ich geschwommen wie ein junger Seehund. Naja, vielleicht nicht ganz…

Erst jetzt sind die Erwachsenen gekommen. Das viele Salzwasser war ihnen wohl doch unheimlich. Da musste der Franz schon zuerst gehen. Naja, er ist ja auch kaum schwächer als mein Papa, bloß eben viel jünger. Schließlich haben wir zu sechst im Wasser geplanscht und das war richtig toll. Ganz ausgelassen haben wir gekreischt und Bälle geworfen.

Seit ein paar Wochen sind wir wieder zu Hause und bald ist Erntedank. Dass die Bauern Ernteausfälle hatten, habe ich ja schon erzählt. Franz und ich wollen dem lieben Gott aber trotzdem danken, weil wir am Meer sein durften. Und wir bringen zur Erntedankfeier am 07. Oktober Weintrauben mit. Weintrauben lieben die Sonne. Sie wurzeln tief in der Erde und trinken Grundwasser. Dieses Jahr sind sie besonders lecker.

Mmmmhh! Eure Susi und Franz

© Sonja Dwersteg 2018, Gemeindebrief St. Andreas 03/2018

Sommerfest für Susi und Franz ...
Jede Maus nach ihrer Fasson!
Sommerfest für Susi und Franz…

Liebe Kinder,

ich, die Susi, freue mich schon auf das Sommerfest am 01. Juli! Ihr auch? Es ist nämlich so, dass es erst einen richtig fröhlichen Gottesdienst geben wird. Wir werden die Geschichte von Daniel in der Löwengrube hören und auch tolle Musik. Die Geschichte hört sich schlimm an, aber der Daniel wird es schon schaffen. Da bin ich mir recht sicher. Anschließend stürzen wir wie jedes Jahr ins Freie und haben Spaß. Mein Bruder Franz wird bestimmt wieder Leckereien suchen. Er wird sich unter dem Kuchenstand verstecken, und wenn ehrenamtliche Helferinnen dort ein Stückchen fallen lassen, wird er zur Stelle sein. Wenn es ganz viele Brösel und Krümel werden, sammelt er sie in seinem Rucksack und trägt sie in ein Geheimversteck.

Im letzen Jahr fiel sogar eine große Brotkrume vom Grillstand aus seiner Mütze. Das Stückchen rollte Mama direkt vor die Füße und Franz wurde ein bisschen rot, denn es war ihm peinlich. Mama hat gemeint, dass es doch erstaunlich sei, was so ein großer Junge alles verdrücken könne. Und dann kamen noch ein paar Hinweise zum Thema gesunde Ernährung und ob er heute schon Obst gegessen hätte. Papa war auch da. Er hat gefragt, ob Franz nachher mit ihm joggen gehen würde. Ich glaube nicht, dass mein Bruder da noch zugehört hat, aber geärgert hat er sich auch nicht weiter.

Franz stellt bei guten Ratschlägen gerne mal auf Durchzug. Schließlich hat er die große Brotkrume genommen und sie der Taube in der Kirche geschenkt. Die hat sich mächtig gefreut! Ihre würdevolle Kirchentaubenhaltung hat sie prompt aufgegeben. Denn auch sie weiß eine Leckerei zu schätzen. Ins Getümmel stürzen mag sie sich aber nicht. Denn außer uns Mäusen suchen auch Spatzen und Ameisen nach Essbarem. Franz behauptet sich ganz gut. Allerdings müssen wir aufpassen, denn falls Lotti da sein sollte, muss jede Maus auf der Hut sein. Lotti ist ein kleiner Terrier. Sie ist schon alt und zu allen Menschen lieb, aber ein Hund ist und bleibt eben ein Hund und eine Maus eine Maus.

Ich selbst gucke, was die Kinder so machen. Sie laufen im Garten, sie rutschen, schaukeln oder spielen im Sand. Sie basteln und schnitzen und machen ganz phantasievolle Rollenspiele. Einige Mädchen und Jungen backen sogar Stockbrot am Feuer. Und wieder andere schauen sich mit großen Augen ein Kasperletheater an.

In diesem bunten Treiben habe ich meinen Spaß: Wenn ein Kind ein weites Kleid anhat oder aber eine Jacke, dann spiele ich manchmal Anhalter auf Weltreise. Das geht so: Ich hänge mich an die Kleidung und halte mich fest. Mit meinen Krallen ist es ganz leicht. Oder aber ich krieche in eine Tasche. Wenn ihr Kinder nun loslauft, schaukle und schunkle ich wild hin und her. Das ist lustig! Meine Freunde spielen mit, und wir winken uns heimlich zu. Bei den Pastoren mit ihrem langen Talar – das ist ihr Umhang – geht es besonders gut, aber das dürfen Pastor Schoeler und Pastorin Parra natürlich nicht wissen. Es gehört sich nicht, wie ihr euch wohl denken könnt. Also bitte nicht petzen!

Susi und Franz

© Sonja Dwersteg 2018, Gemeindebrief St. Andreas 02/2018

Osterhase, wo bist Du bloß?
Osterhase, wo bist du bloß?
Susi ist auf der Suche nach Ostern

Liebe Kinder!

„Hihi – haha – huhu“, kicherte ich. Da war doch fast ein Osterei auf mich gefallen, so ein buntes aus Pappe. Der Osterhase hatte es wohl zwischen die Narzissen gesteckt, und da war es nach unten durchgerutscht. Das war im letzten Jahr nach dem Familiengottesdienst am Ostermontag. Ich bin die Susi, eine Kirchenmaus, für die, die mich nicht kennen. Mein braunes Fell ist eine tolle Tarnung.

Franz, mein großer Bruder, ist mit seinem blauen Mantel leicht zu finden – der will immer cool sein. Dabei sieht er selbst aus wie ein Osterei, allerdings mit Kapitänsmütze und Schwanz. Den würde der Osterhase ja sofort sehen. Mir reichen meine Haarspangen. Letztes Jahr wollte ich den Osterhasen treffen, aber es hat nicht geklappt. So ein Mist! War ich zu spät? Hat er mich gehört? Mäuse rascheln ganz wenig und wir machen nur sehr hohe Geräusche, wisst ihr. Ich habe möglicherweise „Singt ein Vogel“ gesummt…

Wenn wir Mäuse reden, könnt ihr Menschen das kaum hören, aber Hasen haben ein feines Gehör. Denen bleibt nichts verborgen! Die langen Ohren können sie unabhängig von einander drehen und sie sind genauso schnell wie schlau. Deshalb sehen wir sie auch nie. Meine Freundin Lucy meint das auch. Ich war traurig, obwohl ich doch so ein großes Ei gefunden hatte.

Aber Papa hat gesagt, dass das mit dem Kollegen Hase sehr schön und gut sei und ihm auch Spaß machen würde (Papa isst gern Schokoladeneier), aber wichtiger sei es Ostern doch, sich darüber zu freuen, dass Gottes Sohn Jesus nach seinem Tod wieder auferstanden und zu Gott in den Himmel aufgefahren sei, denn genau das sei Ostern vor knapp 2000 Jahren passiert. Und – ach ja – fiel es mir ein, das war ja so. Das hatte ich vor lauter Osterhasenärger fast vergessen. Ist es nicht wunderbar, dass so etwas Großartiges überhaupt passiert ist? Denn es ist doch schrecklich für einen Papa, wenn sein Kind sterben muss. Sei es nun eine Maus, ein Mensch oder Gott. Und so sind Gott Vater und Sohn wieder zusammen, und Jesus, der als Mensch gelebt und die Menschen lieb hat, kann uns nun allen beistehen – vor allem natürlich euch Menschen.

Das möchte ich unbedingt mit der weißen Taube besprechen. Sie wohnt ja im Kirchenschiff und kennt sich in diesen Dingen aus – viel besser als Papa. Aber das sage ich Papa nicht. Denn dann wäre er vielleicht auch ein bisschen traurig. Und Ostern wollen wir uns alle zusammen freuen! Einen Pastor kann eine Maus ja schlecht fragen, denn Mäusesprache ist zu hoch für Menschenohren. Menschen denken, dass Mäuse nur piepsen würden, aber das stimmt nicht. So ein Blödsinn… Das Papposterei, das einfach so von oben kam, hat mir und Lucy viel Freude gemacht: Ich bin hineingeklettert und habe damit Boot gespielt. Weil es aus zwei Hälften bestand, hatten wir sogar zwei Boote. Und für ein Picknick hatten wir kleine Ostereier aus Schokolade und ein paar Gummibärchen. Ich liebe Gummibärchen! Alles war klebrig, aber das war uns egal. Ich habe sogar ein paar Eier verschenkt. Mama hat ein ganz dunkles Schoko-Ei bekommen. Die mag sie am liebsten. Bloß die paar Gummibärchen, die habe ich für mich behalten.

Eure Susi

Schlaraffenland-Tag für Mäuse
 

Susi und Franz mitten drin

Liebe Kinder,

einmal im Jahr ist Schlaraffenland-Tag für Mäuse! Das hat mir Lutz, die Hausmeistermaus aus dem Helene-Lange-Gymnasium, erzählt. Lutz will an diesem Tag zu uns kommen, sogar schon vor dem Familiengottesdienst. Er meint, dass die Menschen leckere Sachen in der Kirche dekorieren, und an das Deckengewölbe hängen sie eine Kornkrone. Um den Altar kommen Mais und Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Äpfel und Möhren. Lutz hat verschmitzt gelächelt, sich das dicke Bäuchlein gerieben und „Das wird ein Schmaus!“ gerufen.

Ich bin sofort zu Mama gerannt, um ihr die Neuigkeiten zu berichten. Aber ob ihr’s glaubt oder nicht, Mama wurde ärgerlich. „Schlaraffenland-Tag, pah!“, hat sie gesagt. „Du musst dem ollen Lutz nicht alles glauben, was er sagt. Der hat wohl zu viele vergorene Kirschen aus dem Garten genascht, die Schnapsnase! Susi, lauf sofort rüber und richte ihm aus, dass er an Erntedank mal schön daheim bleiben soll! Und nimm deinen Bruder Franz gleich mit. Der sitzt mit seinem Nintendo neben den Kirchglocken im Turm und muss sich bewegen.“ Mama war sauer. Ich also schnell zum Franz hoch gelaufen und der unbegeistert mitgekommen. Er sei gerade auf eine neue Spielebene gelangt, müsse jetzt alles abbrechen, blablabla…

Naja, was soll ich sagen. Der Franz hat dem alten Lutz mitteilen müssen, was Sache ist (ich habe mich nicht getraut), und der wiederum hat die Mäuseohren hängen lassen und geschnauft. Wir wollten nun noch wissen, was Erntedank ist, aber Lutz wollte seine Ruhe haben. „Suchen wir die Taube?“, habe ich Franz gefragt. „Sie muss doch wissen, was da los ist!“ Er war einverstanden. Die Taube war sichtlich amüsiert. Sie hat uns Erntedank so erklärt: „Kinder, Erntedank steht am Anfang und am Ende eines jeden landwirtschaftlichen Jahres. Das eine Jahr ist um, das neue beginnt. Das Land wird im Herbst und Winter bearbeitet, es wird im Frühling eingesät, und im Sommer und Herbst danach wird geerntet. Ihr habt doch das ganze Jahr über lecker gegessen, oder? Und Vorräte für den Winter sind auch da. Franz, du hast sogar ein Nintendo Spiel.

Und Susi, hast du nicht letztens ein Springseil bekommen? Und du hast doch ein ganzes Sortiment Schleifen für deine Haare, richtig? Also, an Erntedank, da sagen wir alle einmal danke. Wir danken Gott dafür, dass er sich so gut um uns kümmert, dass er uns hilft und uns beisteht. Und all das Gemüse und Obst in der Kirche, das wird an Bedürftige gegeben, wenn der Gottesdienst vorbei ist.“ Wir haben der Taube versprochen, daran zu denken. Franz hat gefragt, ob wir nicht wenigstens am Mais schnuppern dürften. Naja, das sei wohl erlaubt, hat die Taube gemeint, und da hatte sie wieder diesen lustigen Ausdruck in ihrem Taubengesicht.

Sie hat uns auch vorgeschlagen, ein paar Nüsse von uns dazuzulegen. Das nehme ich mir jetzt ganz fest vor! Für den Franz wird es sehr schwer werden, nur zu schnuppern und nicht ins Obst zu beißen. Ich aber werde vor dem Gottesdienst über das Gemüse klettern und so meinen Spaß haben. Vielleicht macht Franz ja mit. Und das hat mir auch niemand verboten.

Liebe Grüße und bis bald!

Eure Susi und natürlich Franz

© Sonja Dwersteg GB 03/2016

Franz ist Franz!
Als Franz letztens zu spät kam…

Hallo Kinder,

wisst ihr, wenn Mama meint, dass mein Bruder Franz stinkefaul ist, dann gibt Papa ihm mit einer Kopfbewegung zu verstehen, er solle seine Sachen fix aufräumen. Und dann nimmt er den Franz in Schutz, sagt, dass der zwar bequem sei, aber wenn’s drauf ankomme, dann sei Franz voll da und habe das Herz eines Löwen. Normalerweise finde ich, dass Papa übertreibt, aber manchmal bin ich ganz auf seiner Seite.

Letztens ist Franz zu spät gekommen. Und weil es im Dezember so früh dunkel wird, waren wir besorgt. „Der soll doch nicht so trödeln“, kam von Mama, und auch Papa hat ein mürrisches Gesicht gemacht, weil die Abendkörner schon auf dem Tischtuch lagen. Wir waren hungrig und hatten es uns auf dem Kirchengewölbe gemütlich gemacht. Ihr kennt das Gewölbe – also die Kirchendecke von innen – vom Sehen. Man kann es auch von oben betrachten. Vom Turm aus gibt es eine Tür dorthin. Es hat Rundungen, die wir Mäuse ganz toll herunter rutschen können, und auf einem dieser Hügel, hatten wir unser Abendbrot aufgebaut.

Endlich kam Franz. „Auf dem Heimweg habe ich eine Wüstenmaus kennengelernt“, hat er erzählt, „die heißt Rana. Ich glaube, sie geht gerade erst in die Mäuseschule. Und weil sie aus der Wüste kommt, kennt sie sich nicht aus und hat an der Straße nicht geguckt. Sie ist einfach so rüber. Ein Autofahrer musste ganz scharf bremsen. Puh, ich hab mich erschrocken! Der Fahrer hat die Scheibe runtergelassen und Rana angeschrien. Verstanden hat Rana kein Wort und geweint hat sie.

Kalt war ihr auch, weil sie doch nur so einen dünnen Pelz hat.“ Na, und was dann?“, wollten wir wissen. „Sie musste zur Bushaltestelle an der Grindelallee. Ich hab sie kurz hin gebracht und ihr meinen Mantel geliehen.“ Franz war sogar etwas aus der Puste und sein dichtes Fell schimmerte feucht. „Und wo wohnt sie?“, fragte Mama. „Geht es ihr gut?“ „Nein“, meinte Franz, sie sei zurzeit ganz allein, weil ihre Mami ins Krankenhaus musste und der Papa irgendwie nicht da sei. „Hm“, machte Papa nun und sah zu Mama. „Ich hab sie eingeladen für morgen“, hörten wir Franz nun wieder, „zum Kekse backen. Das tun kleine Mädchen doch gern, oder?“ Jetzt sah er mich an. Ich nickte. „Ihr habt doch nichts dagegen?“, kam jetzt noch vom Franz, aber es war klar, dass er das fest vereinbart hatte.

„Wir backen alle Kekse!“, habe ich gerufen und in die Pfoten geklatscht. „Aber hinterher räumt ihr die Küche wieder auf!“, hat Mama dem Franz mit dem Finger gedroht und versucht, sehr streng zu gucken. Gleich morgen will Franz die Rana zu einem Verkehrstraining überreden, damit sie nicht überfahren wird. Ich mache auch mit. Übrigens habe ich beschlossen, dass wir Zimtschnecken backen werden.

Die sind lecker!

Eure Susi und euer Franz!

© Sonja Dwersteg GB 04/2016

Mal was anderes!
Familie Maus in der Zeit vor Ostern

Hallo Kinder,

Mama und Papa möchten, dass wir in der Passionszeit mal etwas anders machen. Bewusster leben nennt Mama das. Die Passionszeit ist die Zeit vor Ostern, hat Papa erklärt. Man kann von 40 Tagen ausgehen oder weniger. Wir haben uns auf zwei Wochen geeinigt.

Also, der Papa möchte am Wochenende auf Käse verzichten. Käseessen ist seine Lieblingsangewohnheit. Er macht sich kleine Stückchen und steckt sie eines nach dem anderen in seine Mäuseschnauze. Beim Kauen schmatzt er etwas und macht „mmmh“. Mama hat gelacht, weil zwei Wochen nur vier Wochenendtage haben, aber Papa findet das schon schwer genug.

Franz und ich haben ihm vorgeschlagen, lieber auf sein Freitagsbier zu verzichten, denn wir wollten auf gar keinen Fall riskieren, dass kein Käse mehr eingekauft wird. Das wiederum wollte Papa nicht. Und Mama, die will keinen Schinken mehr knabbern und geduldiger sein, die ganzen 14 Tage. „Ist gut für die Figur und für die Nerven auch“, findet Mama. Franz hält die ganze Aktion für übertrieben und etwas peinlich, aber er macht natürlich trotzdem mit. Franz möchte uns beweisen, dass er es zwei Wochen ohne Computerspiele aushalten kann. Als er das verkündet hat, hat Mama angemerkt, dass er – wenn er das schafft – den Mäuseorden für besondere Tapferkeit verliehen bekommt. Da hat der Franz die Augen verdreht und gestöhnt.

Und ich? Ich kann auf gar keinen Fall auf Gummibärchen verzichten. Papa hat gemeint, dass es ganz, ganz toll von mir wäre, wenn ich versuchen würde, nicht langanhaltend zu jammern, wenn ich mal etwas nicht darf. Ich kann sehr erfolgreich jammern, müsst ihr wissen. Erwachsene können das kaum aushalten und geben oft nach. Da bin ich Profi. Und das soll ich zwei Wochen lang lassen? Hm. Die Taube, die in der Kirche wohnt, ist in der Passionszeit oft betrübt. Sie erinnert sich an Gottes Sohn, Jesus von Nazareth, und daran, wie er gelebt hat, was er uns gelehrt hat und wie er gestorben ist.

Das war am Karfreitag, hat die Taube erzählt. Aber am Ostersonntag, wisst ihr, da ist Jesus wieder auferstanden von den Toten und das wollen wir dann alle zusammen feiern! „Du wirst es schon schaffen, nicht so viel zu jammern“, hat die Taube mich aufgemuntert. „Schließlich kannst du am Ostersonntag auch Ostereier suchen.“ Ich habe die Taube gefragt, ob Jesus wohl auch Ostereier mochte, aber das wusste sie nicht. „Darüber steht nichts in der Bibel. Also können wir es nicht nachlesen“, hat die Taube geantwortet, „aber gefeiert und gegessen, das hat Jesus gern. Guck mal in der Kinderbibel nach.“

Wenn ich in mein erstes Osterei beiße – die mit Nugat finde ich großartig! – dann werde ich an Jesus denken. Vielleicht bekommt er das ja mit und freut sich mit mir über das Nugat-Ei. Das wäre doch schön!

Liebe Grüße von Susi

© Sonja Dwersteg GB 01/2017

Lieber Gott, wo bist du denn?
Ein ganz besonderer Tag für Susi

Liebe Kinder,

letztens hatte ich einen ganz miesen Vormittag: Ich hatte meine nagelneuen Stifte mit in den Mäuse-Kindergarten genommen. Das sind so richtig schöne Filzschreiber mit zwei verschieden dicken Enden. Ich habe mich so gefreut! Aber als ich am Malen war, da wollten viele Mäuschen welche von mir leihen und ich wollte das natürlich nicht. Es waren ja meine neuen Stifte! Ich bin ganz böse geworden, habe nein gesagt. (Geschubst habe ich auch.) Die anderen Kinder wollten danach nicht mehr meine Freunde sein. Sogar Kati, meine allerallerbeste Freundin.

Da bin ich ganz traurig geworden und noch viel wütender. Ich habe geweint und geschrien. Das hat dann auch noch Frau Liebmaus gehört, unsere Erzieherin, und mir die Stifte weggenommen. „Du bekommst sie wieder, wenn du nach Hause gehst“, hat sie gesagt. Das war auch gemein. Zu Hause bin ich gleich zum Franz gelaufen. Aber der hat mich weggeschickt, kann man sich sowas vorstellen? „Lass mich in Ruhe“, hat er gesagt, „ich schreibe morgen eine Mathearbeit und muss mich konzentrieren.“ Meine Mama war am Kochen. Nebenher hat sie mit Oma Gerda aus dem Bremer Dom telefoniert. Ich habe sofort losgeredet. Aber Mama, die begreift auch nichts. Sie hat gemeint, dass ich nicht dazwischen rufen soll, wenn Erwachsene sich unterhalten. Nie könne sie in Ruhe telefonieren.

Auf Mama konnte ich jetzt auch gut verzichten. Dann eben nicht. Gott, fiel es mir ein, Gott ist doch immer für uns da. Das habe ich im Kindergottesdienst gelernt. Ich bin schnell in die Kirche gelaufen und habe ihn gesucht. Auf einer Bank saß er nicht. Das hätte ich sofort gesehen – obwohl ich keine Idee habe, wie Gott eigentlich aussieht. Auch nicht neben dem steinernen Altar oder auf der Kanzel. „Gott?“, habe ich vorsichtig gefragt. Keine Antwort. Also habe ich mich nach Mäuseart ganz, ganz leise auf einer Bank zu einer puscheligen Kugel zusammengekauert. Im Kirchraum war es mucksmäuschenstill, aber leer kam mir der Raum nicht vor. Kein Orgelton, keine Schritte, kein Rascheln waren zu hören. Aufmerksam habe ich gelauscht, nach innen und nach außen. Ans Beten habe ich anfangs nicht einmal gedacht – ich war ja ganz aufgewühlt. Und dann habe ich Gott gefunden. Oder er hat mich gefunden.

Ich habe ihm von meinen Erlebnissen erzählt. In aller Stille. Später hatte ich sogar das Gefühl, dass er mir Tipps gegeben hat. Ist das nicht seltsam? Ich weiß jetzt, wie ich mich morgen mit meiner Freundin Kati wieder vertragen kann. Danke, lieber Gott! Du bist echt super!

Liebe Grüße von Susi

© Sonja Dwersteg GB 02/2017

Popcorn - auch das noch!
Kindsein ist gar nicht so leicht…

Liebe Kinder,

Ich habe mich letztens riesig gefreut, als einigen Schulkindern vor der Kirche Popcorn aus ihrer Tüte gefallen ist. So ein Popcorn ist für mich ziemlich groß und sehr lecker! Zehn Stück habe ich in den Kirchturm geschleppt. Der Franz wollte natürlich welches abhaben und auch der olle Lutz von nebenan. Und Mama und Papa, die haben auch gestrahlt. Wir haben auf einem Treppenabsatz im Turm gesessen, geknabbert und geschmatzt. Mmmh! Aber dann kam Papa so eine typische Papa-Frage in den Sinn…

„Woraus ist eigentlich Popcorn?“, hat er gefragt. Fast hätte ich mich verschluckt. Leider hatte ich keinen Schimmer, und auch der Franz, der doch sonst alles weiß, hatte keine Idee. Er hat zum ollen Lutz geguckt, aber der hat uns voll auflaufen lassen. Dass wir die Antwort nicht kannten, hat Papa dann so aufgeregt, dass er zu Mama gesagt hat, die Kinder – also wir – müssten nach Schleswig-Holstein aufs Land. Da werde doch gerade geerntet. Und weil Mäuse sehr viel Verwandtschaft haben, fiel dem Lutz nun sofort ein Cousin auf einem Bauernhof in Quickborn ein. Wir waren mäßig begeistet…

Gesagt, getan. Schon zwei Tage später hat Mama uns bei Hofmaus Onno abgeliefert. Wir hatten kaum Zeit, uns zu orientieren, da war Mama schon weg. Franz stand kurz vor dem Zusammenbruch, weil es dort kein WLAN gab. Wie sollte er ohne Clash of Clans überleben? Er hätte eigentlich das Handy zu Hause lassen sollen, aber irgendwie war es ihm in die Tasche gerutscht. „Konzentriere dich auf das, was du hörst, riechst, siehst, fühlst und schmeckst“, hatte Mama gesagt. Hofmaus Onno war fröhlich, pummelig und absolut bauernschlau. Wir wollten uns gerade auf die Ernte stürzen, die in Säcken und Containern auf dem Hof lagerte, da sagte Onno: „Tststs, seid nicht dumm, da lauert die Katze. Außerdem soll niemand merken, dass wir hier sind.“ Onno dachte kurz nach. Dann: „Ich schlage vor, dass wir uns auf dem abgeernteten Feld umsehen und Nachlese betreiben. Aber auch dort müssen wir vorsichtig sein, damit uns keine Eule jagt und auch kein Bussard, kein Storch oder Marder. Wir gehen morgen ganz früh los. Da sind Storch und Bussard noch nicht da und Marder und Eule schon weg. Zumindest steht das zu hoffen. “

Bei Sonnenaufgang sind wir raus aufs Feld. Ein müder Feldhamster war da. Er wollte gerade schlafen. Und – welch Glück! – auf dem Feld lagen ganz viele leckere Maiskörner und ein paar kleinere Kolben. Franz und ich wollten fressen, aber Onno meinte, dass wir besser sammeln und später essen sollten. Auf einem abgeernteten Feld seien Mäuse auch in der Dämmerung zu finden. Und tatsächlich kreiste da schon ein Bussard über uns. Ich bin sehr erschrocken. „Schnell, versteckt euch im Wildkaninchenbau!“, hat Onno gerufen. Das hat uns gerettet. Später haben wir zusammen Popcorn gemacht. Das geht so: Man erhitzt Öl in einem Topf und tut getrocknete Maiskörner hinein. Und natürlich Zucker oder aber Salz, was man so mag. Dann macht man den Deckel drauf und stellt die Hitze im Topf kurz danach wieder ab. Im Topf poppen die Maiskörner. Das knallt: pop, puff, pop! Wir haben Kakao getrunken und gegessen und wir waren alle drei sehr glücklich!

Für die tolle Zeit auf Onnos Hof möchten Franz und ich uns auf jeden Fall beim lieben Gott bedanken. Beim Familiengottesdienst zu Erntedank am 08.10. um 10.00 Uhr. Könnt ihr auch kommen? Dann freuen wir uns! Natürlich könnt ihr uns dort nicht sehen, weil eine Hausmaus sich immer versteckt (das ist Ehrensache!), aber wir werden da sein und zuhören.

Eure Susi und euer Franz!

© Sonja Dwersteg GB 03/2017

Oh, oh, oh... Franz? Vom Spaß und anderen Gefahren
Liebe Kinder!

Der Franz, das ist doch sonst so ein gemütlicher Typ. Besonders sportlich ist der gar nicht. Er meint, das liege nur daran, dass er sich als kleine Maus das Pfötchen hinten links verstaucht hätte. Das hätte dann ganz lange zum Heilen gebraucht und darüber hätte er den Sport leider vergessen. Papa schimpft, dass er eine richtige Couch-Potatoe ist. Und oft finde ich das auch, wenn ich mit ihm spielen will und er einfach sitzen bleibt. „Ne, jetzt nich, Susi!“, murrt er dann und liest sein Buch.

Es gibt allerdings eine, nein: zwei! Sportarten, bei denen nimmt er so richtig Fahrt auf. Ahnt ihr es schon? Mein großer Bruder rollt im Sommer mit Inlinern durch Eimsbüttel und im Winter gleitet er mit Schlittschuhen über Seen. Ich habe ja nur Gleitschuhe für kleinere Kinder … Aber der Franz fährt richtig, richtig schnell mit seinem Freund Maxi um die Wette. Manchmal ist sein Fell abgestoßen, wenn er hingefallen ist. Aber Wehleidigkeit kommt dann nicht in Frage.

Einmal hat der Franz die Inliner nicht ausgezogen und ist mit den Rollen an den Füßen die Treppe zum Kirchturm hochgestapft. Plötzlich hat es sehr laut gepoltert. Mama hat die Augen verdreht und gemeint, dass er sicher eines Tages aufwachen würde, und da wären ihm dann Rollen an den Füßen gewachsen. Zum Glück hatte Franz aber nur ein paar 8 blaue Flecken vom Hinfallen auf der Treppe. Als es dann plötzlich ganz kalt wurde, ich meine, so richtig kalt und das tagelang, da hat Franz sich mit dem langen, dünnen Maxi zum Schlittschuhlaufen verabredet. Ich durfte mit meinen Gleitschuhen auch mit und Mama hat Franz angewiesen, gut auf mich aufzupassen. „Klar“, hat Franz geantwortet. Und Mama hat auch Maxi ganz kritisch angeguckt.

Wir sind in den 115er Bus gehuscht und bis Airbus in Finkenwerder gefahren. Ein Stück weiter lag die zugefrorene Süderelbe ganz still da. Ein riesiger Eissee in der Wintersonne… Wir waren erstmal alle sprachlos, so schön war das! Die wenigen anwesenden Schlittschuhläufer wussten zu berichten, dass die Bauern vor Ort die Eisdicke morgens geprüft hatten. Die bohren dann runde Löcher ins Eis und messen nach. Alles klar.

Franz und Maxi sind gleich in die Schlittschuhe gestiegen und losgeflitzt. Der Maxi kann tolle Drehungen. Naja, und ich bin natürlich nicht hinterher gekommen. Von wegen auf mich aufpassen. Ich fand‘s aber nicht so schlimm und bin nahe am Ufer geblieben. Doch als ich einmal durch das trockene Schilf lugte, sah ich den Franz voller Elan und in schnellster Fahrt auf eines dieser Bohrlöcher zuschießen. „Franz!“, habe ich geschrien, „du musst aufpassen!“ Aber zum Bremsen war kein Raum mehr. Rutsch! Platsch! Franz war drin. Maxi und ich haben uns so erschrocken. Wir wussten nicht, was wir machen sollten. Wir wollten ihm einen langen Stock reichen, aber da war gerade keiner. Und mit seinem nassen Mantel und den schweren Schuhen dachten wir, er müsste ertrinken. Als wir gar keinen Ausweg mehr sahen, kam plötzlich und unerwartet die Rettung: Ein paar Karpfen eilten aus der Tiefe herbei und halfen Franz auf das glitschige Eis. Schlotternd stand er da und wollte nur noch nach Hause.

Franz ist durch‘s Fenster in den Kirchturm geklettert und hat seinen Mantel heimlich zum Trocknen aufgehängt. Und diesmal werde ich ihn nicht verpetzen. Mama und Papa haben schon gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, aber wir sind ja heil wieder hier. Franz hatte einen aufmerksamen, lieben Schutzengel, glaube ich. Das hat die Taube in der Kirche auch gesagt. Wie schön, dass es Engel gibt!

Eure Susi und Franz

GB 04/2017 © Sonja Dwersteg@St. Andreas