St. Andreas-Mediathek

Für hörende Ohren und sehende Augen!

Mediathek 2020:

4. Advent 2020

Predigt zum 4. Advent 2020

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 20. Dezember 2020

Epistel und Evangelium

von H.-G. Hanl | 4. Advent 2020

Predigt zum 4. Sonntag im Advent 2020

Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr:

Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.

Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr:

Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich übearschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Lukas 1,26-38

Liebe Gemeinde,

Maria hätte darauf verzichten können. Sie wird ihr Kind später auch lieben, aber zunächst ist es, als wäre sie benutzt, würde gebraucht. Sie lässt sich gebrauchen: mir geschehe, wie du gesagt hast. Und zuvor: Okay, ich bin des Herrn Magd, also eine Sklavin Gottes. Das klingt roh, auf ihrer Seite nach unguter Unterwerfung und auf Gottes Seite, als verfüge er eben nach Götter-Manier über die sterbliche Frau. So haben es Göttervater Zeus und andere auch gehalten.

Lukas liest und erzählt das Geschehen anders. Gott kommt zunächst nicht selbst, sondern lässt einen Engel, Gabriel, um Maria werben. Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Mit dieser Gnade kann sie aber nichts anfangen. Sie versteht es nicht, sie erschrickt: Welch ein Gruß ist das?!

Der Engel holt jetzt weit aus und schildert ihr eine Gnade, die alle Vorstellungskraft sprengt: ihr Körper, ihre Schwangerschaft werde Ausgangspunkt einer Weltveränderung werden. Ihr Sohn werde groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; er werde über königliche, göttliche Macht verfügen und sein Reich wird kein Ende haben – ein grenzenlos guter König, der Gott in der Welt vergegenwärtigt.

Aus klarer Vernunft stellt Maria daraufhin eine einfache Frage: Wie? Ich habe keinen Sex gehabt!

Jetzt könnte man den Atem anhalten. Es könnte so erscheinen, als würde der etwas aufgeblasenen Majestät dieser großen Verheißung des Engels mit der nüchternen und berechtigten Frage die Luft herausgelassen.

Aber seine göttliche Hoheit ist nicht angekratzt, auch nicht von den Fragen der Aufklärung, sondern der Engel gibt Antwort: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.

Das erklärt nun nicht sehr viel. Es ist vielmehr, als werde ein Geheimnis gesagt und umschrieben, als werde die Vernunft erweitert.

Maria jedenfalls überlegt es sich: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.Nach ihrem Dialog mit dem Engel klingt das nun nicht mehr nach Unterwerfung, sondern nach Einverständnis.

Gott kommt durch sie, jedoch ohne die Mitwirkung menschlicher Kraft und Potenz. Für Männer mag das eine Kränkung sein, für Maria ist es das offensichtlich nicht. Es ist ja auch keine Entwertung ihrer Leiblichkeit, ihr Verweis auf ihre normale und erfahrungsgemäße Leiblichkeit – Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? – wird ja vom Engel nicht zurückgewiesen, sondern beantwortet.

Ihre Schwangerschaft wird zum körperlichen Beginn einer neuen Weise, wie der Mensch Bild Gottes sein kann. Gott wird leiblicher Mensch, das ist das Zentrale der Adventlichen und weihnachtlichen Botschaft. – Wir sind im Ganzen unserer leiblichen Existenz für Gott in der Welt bedeutsam, Gott kommt darin zur Welt. Wir können dazu nichts tun, kein Training ableisten und keine Kraftakte, aber unsere Leiblichkeit ist das, was Gott annimmt.

In Zeiten von Krankheit, Seuche und Sterblichkeit hilft das möglicherweise auch zu einer erweiterten Vernunft gegenüber unseren Körpern: sie sind so wichtig zu nehmen, weil Gott sie sich zum Bilde schafft.

Bleiben sie behütet
Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

3. Advent 2020

Wir haben da ein Problem: es ist dieser verdammte Plan B.

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Predigt zum 3. Advent 2020

Wir haben da ein Problem: es ist dieser verdammte Plan B.

Tröstet, tröstet mein Volk

zum 3. Sonntag im Advent 2020

Tröstet, tröstet mein Volk! – spricht euer Gott. / Redet mit Jerusalem freundlich
und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, / dass ihre Schuld vergeben ist.
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, / macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!

Alle Täler sollen erhöht werden, / und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden,
und was uneben ist, soll gerade, / und was hügelig ist, soll eben werden;
denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, / und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat’s geredet.
Es spricht eine Stimme: Predige!, / und ich sprach: Was soll ich predigen?
Alles Fleisch ist Gras, / und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; / denn des Herrn Odem bläst darein.
Ja – das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, / aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.

aus Jesaja 40,1-8

 

Das Gras verdorrt; die Blume verwelkt –
– aber wir haben einen Plan B.

 

Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,

wir haben da ein Problem: es ist dieser verdammte Plan B.

In der Pandemie trifft uns die Vergänglichkeit mit einer eigentümlichen langsamen Wucht; wie sonst eine schwere schleichende, lange währende Krankheit einzelne Menschen, so trifft jetzt die Seuche uns als ganze Gesellschaft. Immer wieder geht irgendetwas nicht, geht doch nicht mehr oder schon wieder nicht. Viele Möglichkeiten gehen vorbei, Existenzen zerbrechen, Menschen sterben an dieser Krankheit.

Unsere Haltung dazu wird in der Woche des 3. Advents zum Thema, und zwar durch die Person Johannes des Täufers.

Johannes tritt auf mit den Worten des Propheten Jesaja: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg! Gott kommt – stellt euch darauf ein. Das ist schwer, denn Gott ist gut und ewig, wir jedoch plagen uns in einem Leben, in dem dauernd etwas kaputt geht oder aufhört. Wir sollen dann wieder improvisieren oder kreativ sein, und das kriegen wir kaum hin. Alles Fleisch ist Gras, / und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt. Das ist das Problem. Wir sind vergänglich – wie stehen wir dazu?

Gegenwärtig herrscht allenthalben eine Haltung, es sei ja immer noch etwas möglich, du hättest immer noch Potential, wir müssten nur kreativ genug sein, dann könnten wir aus jeder noch so misslichen Lage noch etwas Gutes machen. Das ist aber nicht so. Wir wären auch überfordert.

Das Lied „Mit Ernst, o Menschenkinder“ verdichtet die Haltung des Johannes:

Ein Herz, das Demut liebet,
bei Gott am höchsten steht;
ein Herz, das Hochmut übet,
mit Angst zugrunde geht.

Ein Herz, das richtig ist
und folget Gottes Leiten,
das kann sich recht bereiten,
zu dem kommt Jesus Christ.

Demut bedeutet nicht, dass wir uns kleiner machen, als wir sind, oder dass wir uns mit Schmutz oder Asche bewerfen. Demut bedeutet die Anerkennung unserer wahren Größe, unserer Möglichkeiten und Fähigkeiten und vor allem der Tatsache, dass diese alle drei begrenzt, sehr begrenzt sind. Irgendwann können wir nicht mehr und es ist aus; und dass wir daran nichts mehr ändern können, ist menschlich. In Demut nehmen wir das an.

Hochmut dagegen macht es uns eng (… mit Angst zugrunde geht), weil wir uns eigentlich immer abverlangen, mehr zu leisten, als wir können, nämlich selbst angesichts unserer Sterblichkeit noch einen Plan B aus der Tasche zu ziehen.

Was könnte uns zu dieser entlastenden Demut helfen?

Ach, mache du mich Armen
zu dieser heilgen Zeit
aus Güte und Erbarmen,
Herr Jesu, selbst bereit.

Zieh in mein Herz hinein
vom Stall und von der Krippen,
so werden Herz und Lippen
dir allzeit dankbar sein.

Der Blick auf das Kind in der Krippe fasst den Gott ins Auge, der in seiner Größe ganz klein wird, der sich das menschliche Leben in seiner Begrenztheit nahegehen lässt, es eben annimmt. Die Sterblichkeit wird dadurch nicht angenehm, aber annehmbar, wir können sie nehmen als eine Bedingung unseres Lebens.

Und das ist jetzt wichtig. Vieles können wir gegen die Seuche tun und wir tun es auch, vor allem können wir vieles lassen, all die vielen Dinge, die sonst unser Leben ausmachen, die jetzt aber nicht mehr gehen und die wir lassen müssen, damit unser körperliches Leben geschützt wird. Es wird uns leichter zu sagen „Wir können nicht mehr“ und „Es geht nicht“, wenn der Hochmut nicht darauf pocht, dass wir doch immer noch etwas tun können müssen. Können wir nicht. Können wir lassen. In Demut.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

Advent 2020

Geistliches Wort zum Advent 2020

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 29.11.2020

So 06.12.20 2. Advent

So 22.11.20 Ewigkeitssonntag

Epistel und Evangelium

Ewigkeitssonntag 2020, H.-G. Hanl

So 15.11.20 Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres

Epistel und Evangelium

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres 2020, H.-G. Hanl

S0. 08.11.20 22. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

22. Sonntag nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 01.11.20 21. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

21. Sonntag nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Sa. 31.10.20 Reformationstag

Epistel und Evangelium

Reformationstag 2020, H.-G. Hanl

So. 18.10.20 19. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

19. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 11.10.20 18. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

18. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Aufklappen und Nachlesen: Predigt von Pastor Dr. Kord Schoeler zum 11. Oktober 2020

Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis

Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern.
Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?
Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

(Deuteronomium 30,11-14) 

Liebe Gemeinde,

am vergangenen Sonntag wurde vor der Synagoge in der Hohen Weide ein junger Mann überfallen und schwer verletzt, offenbar, weil er, als Mitglied der jüdischen Gemeinde erkennbar, aus der Synagoge kam.

So eine Tat darf nicht sein und ist jenseits alles Hinnehmbaren. Um das zu wissen, braucht es keine christliche oder jüdische, noch irgendeine andere Religion, es ist eigentlich Humanum, das unter Menschen fraglos Gültige.

Es ist dennoch geschehen, Menschen sind zu solchen bösartigen Brutalitäten fähig, und erschütternd ist das hier im Viertel besonders, weil Menschen jüdischer Religion den Stadtteil mit vielen anderen bewohnen und weil uns in diesen Straßen stets besonders viel daran erinnert, wie jüdische Hamburgerinnen und Hamburger nicht nur überfallen und verletzt, sondern vertrieben, verschleppt und ermordet wurden.

Es lässt uns keine Ruhe, dass Taten wir die vom vergangenen Sonntag wieder von nicht wenigen befördert und gutgeheißen werden.

Menschen sind imstande, das Menschliche zu verlassen.

Deshalb ist es – obwohl wir es eigentlich wissen oder wissen könnten – doch gut, wenn uns gesagt wird, was nicht sein darf und was wir tun sollen.

Das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Eigentlich ist es klar. Keine Frage. Aber dennoch und weil im Menschen auch immer das Unmenschliche als Möglichkeit liegt, fragen wir: was sollen wir tun? Was sollen wir lassen?

Dabei machen wir leider nicht selten mit diesen Fragen selbst einen weiten Bogen um jene Antworten, die wir längst kennen und gegeben haben.

Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?  Wir tun so, als sei die Antwort unerreichbar, die uns sagt, was richtig wäre und was wir jetzt umzusetzen hätten. Ist sie aber nicht. Wir wissen z. B., dass wir weniger verbrauchen, verbrennen, verheizen müssen, um die schlimmsten Folgen der Erderwärmung wenn schon nicht mehr zu verhindern, so doch abzumildern. Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, denen der Klimawandel schon jetzt die Lebensgrundlagen zerstört hat. Klar ist, was wir nach dem Gebot Liebe deinen Nächsten wie dich selbst zu tun hätten. Wir fragen oft trotzdem Wer will für uns über das Meer fahren und uns (die Antwort) holen, dass wir’s hören und tun?

Wir könnten es wissen, halten es aber von uns fern. Wir legen etwas wie einen tauben Raum um unsere Regungen und um unser Gewissen, einen dicken dämpfenden Nebel, der nicht an uns heran lässt, was uns dann keine Ruhe mehr ließe, weil es uns Klarheit gäbe.

Helfen kann uns nur, was Judentum und Christentum verbindet: das Wort der Weisung, das jenen tauben Raum immer wieder überwinden kann, das Wort, das uns nahegeht und ergreift.

Was uns orientiert, schöpfen wir nicht aus uns allein, aus unserem Menschsein, wie es eben ist. Was unsere Handlungen ausrichtet, muss uns zugerufen werden, ein anderer muss uns nahetreten und sagen „Du!“ und „Dein Gott bin ich!“ „Bleib mir verbunden, binde dich an mich und deinen nächsten Menschen, tu für ihn, was dir an seinem Bedürfnis nahegeht!“

Ein Wort verbindet uns mit einer anderen Person, und wovon wir ohnehin schon wissen, dass es richtig wäre, bekommt in uns eine andere Lebendigkeit und Dringlichkeit durch den, der es uns sagt und so Fühlung mit uns aufnimmt. Ganz nahe ist das Wort bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust, weil die Person Gottes und des nächsten Menschen uns darin nahegeht.

Was vor der Synagoge geschehen ist, geht uns an, weil uns dieser junge Mann angeht. Gottes Wort und seine Weisung machen seine Sache zu unserer. Wie es ihm geht, geht uns nah. Nehmen wir es an!

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

So. 27.09.20 16. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

16. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 20.09.20 15. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

15. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 13.09.20 14. Sonntag nach Trinitatis

Predigt 14. Sonntag n. Trinitatis

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 13.09.2020

Zum Nachlesen: Predigt von Pastor Dr. Kord Schoeler am 13.September 2020

Predigt zum 14. Sonntag nach Trinitatis

Und Jesus ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen.

Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.

Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.

Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.

Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.                                     (Lukas 19,1-10)

Na, Klasse! Bei einem Sünder ist er eingekehrt!

Liebe Gemeinde, Zachäus gilt nicht zu Unrecht als korrupt, böse, unbeliebt. Er ist Zöllner, ein Vollzugsbeamter aus der Führungsebene des Abgabensystems, mit dem die römischen Besatzer ihre Provinzen ausnehmen, und wenn der reich ist, liegt es daran, dass er, vorsichtig ausgedrückt, jemanden betrogen hat, wörtlich übersetzt: jemanden ausgepresst. Seiner Willkür sind die Leute ausgeliefert, denn hinter ihm stehen letztlich die römischen Soldaten. Die Nachbarn in Jericho halten ihn verständlicher Weise nicht mehr für einen der Ihren. Was sollen sie nun von Jesus halten, der sich bei Zachäus einlädt?

Andererseits: die Weise, wie von Zachäus hier erzählt wird, macht ihn fast unbemerkt zu einem, auf dessen Seite wir stehen: er möchte wissen, wer und wie dieser Jesus ist, er möchte ihn sehen; er ist klein, die anderen sind größer, er kann nichts sehen. Es wirkt für ihn unpassend, vorauszulaufen und auf einen Baum zu steigen, aber die Idee nimmt uns irgendwie für ihn ein: der will es wirklich wissen und scheut keine peinliche Situation.

Dass Jesus sich unerwartet bei ihm einlädt, löst eine Spannung, und wie Zachäus nun vom Baum hastet und Jesus mit Freuden bei sich aufnimmt und bewirtet, gibt unmittelbar das Gefühl, dass hier etwas gut geworden ist.

Wiederum: die anderen können wir ja auch verstehen mit ihrer Empörung: Bei einem Sünder ist er eingekehrt!

Wie löst sich dieser Gegensatz nun auf? Indem Jesus zu verstehen gibt, wie anders er diesen Menschen sieht. Zachäus ist ja überwältigt, er ist bewegt und gedrängt, etwas zu tun: die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.Jesus hält den anderen nun nicht etwa entgegen, Zachäus sei eben doch ein guter Mann und gar nicht der korrupte Erpresser, für den sie ihn halten. Er sagt vielmehr: der war in Not, der brauchte Rettung, heute ist diesem Hause Heil, Rettung, widerfahren.

Sie fanden es mit Recht verkehrt, dass Jesus zu Zachäus gegangen ist, aber diese Zuwendung verkehrt und dreht eben etwas. Sie wendet auch die Verhältnisse. Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist – das ist der programmatische Satz, mit dem Lukas die Episode abschließt. Wenn Gott kommt, dann kommt es ihm nicht darauf an, unsere Sicht der Dinge zu bestätigen, also gut zu heißen, was auch tatsächlich gut ist, und sich gegen die zu stellen, deren Verhalten wir zu Recht ablehnen. Dass die Bösen böse sind, bestreitet er nicht, er will sie aber vor allem nicht verloren geben. Er geht zu ihnen, deckt ihre Bedürftigkeit auf, geht auf sie ein und weckt in ihnen die anderen Regungen: die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen.

Das ist für uns oft nicht leicht verständlich und erträglich. Wir können es jedoch oft auch für uns selbst gut gebrauchen.  Denn wir werden selbst so vielem nicht gerecht. Unsere Lebensweise ist in vieler Hinsicht ein Leben im Reichtum aus Habgier, und selbst wenn verzweifelte und verendende Flüchtende uns das eigentlich vor Augen führen, vermögen wir uns nicht wirklich auch so zu sehen. Unsere mutlose Selbsterkenntnis ist selbst ein Elend.

Da könnte es guttun, einen Gott zu haben, der uns in diesem speziellen Elend sieht und sich bei uns einlädt, der sich in dieser elenden Not zu uns setzt. Es könnte uns die Scham nehmen, die uns davon abhält, uns zu sehen, wie wir sind. Es könnte uns zu einer ehrlichen Offenherzigkeit befreien. Und vielleicht würde dann Ungeahntes möglich.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

Epistel und Evangelium

14. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 06.09.20 13. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

13. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 30.08.20 12. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

12. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 23.08.20 11. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

11. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 16.08.20 10. Sonntag nach Trinitatis

Predigt 10. Sonntag n. Trinitatis

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 16.08.2020

Epistel und Evangelium

10. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis, 16. August 2020

Es möge Friede sein in deinen Mauern …

Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Gemeinde,

wenn Sie in der Offenen Kapelle stehen oder die Kirche durch das Hauptportal betreten, sehen sie ein Bodenmosaik, das einen Davidsstern nachzeichnet.  Auch das große Rundfenster war ursprünglich als Davidstern entworfen. St. Andreas hat von Beginn an Bezug genommen auf die jüdische Religion. Im umliegenden Viertel wohnten zu Zeiten etwa 25 % aller Hamburgerinnen und Hamburger jüdischer Religion.

Unser Ornament im Terazzo ist ein Rest – so wie wir überhaupt in der Offenen Kapelle einen der ganz wenigen unzerstörten Räume unserer Kirche im Ursprungszustand sehen. Im Gewaltausbruch des 2. Weltkrieges wurde auch die St. Andreas-Kirche schwer beschädigt und bis heute entstellt. Das war aber das Geringste, fast nicht wert, es zu beklagen, gegenüber der skrupellosen Drangsalierung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Nachbarn. Wenn wir den Davidstern an unserer Kirche betrachten, geht das nie ohne Scham. Das Erschaudern vor der Mordlust, die sich austobte oder kalt vollzogen wurde, schwingt in unserem Verhältnis zum Judentum immer mit. Wenn wir uns heute in Beziehung setzen zur jüdischen Religion, wünschen wir uns, dass es mehr sei als ein Rest, übriggeblieben nach Verfolgung und zerstörerischer Gewalt, dass die Schönheit des Zeichens in dem Boden, auf dem wir stehen, uns miteinander anrühren kann.

Denn wir stehen auf gemeinsamen Boden. Dass Gott bei den Menschen wohnt, ihre Nähe sucht, sich verspricht, uns begegnet in einem fassbaren Wort, das man weitersagen kann und das dem Leben einen Halt und einen guten Rahmen gibt, hat Jesus und haben wir vom Judentum gelernt.

Gemeinsam haben wir das

„Höre, Israel“, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft – Das andere ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Jesus hält dies für die wichtigste Weisung, das höchste Gebot (Markus 12,29-31 und 5. Mose 6,4+5, 3. Mose 19,18).

Und gemeinsam haben wir dafür einen verlorenen und zerstörten Ort, an den die Kirche am 10. Sonntag nach Trinitatis denkt: Jerusalem. Einen Tempel gab es für das Judentum nur dort. Der Ort, das Haus war ein Versprechen: Da will ich wohnen, da begegnet ihr mir. Es war der Ort der Gottesnähe und Gegenwart. Zweimal wurde der Tempel mit der Stadt Jerusalem zerstört. Im Jahr 587 v. Chr. durch die Neubabylonier und im Jahr 70 n. Chr. durch die Truppen des römischen Reiches. Es blieb kaum ein Rest und jedenfalls kein Tempel. Jesus kommen darüber schon in der Vorausschau die Tränen:

Als Jesus nahe hinzukam und die Stadt Jerusalem sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist‘s vor deinen Augen verborgen. Denn … es werden deine Feinde … dich dem Erdboden gleichmachen … und keinen Stein auf dem andern lassen in dir. (Lukas 19,41-44)

Mit dem Judentum verbindet uns das Wissen, dass der Ort des Friedens zerstört ist, der Raum der übereinstimmenden Begegnung, und dass wir nicht leicht zurückfinden auf den Weg des Friedens miteinander.

Da ist aber ein Rest – gerade auch im Wissen darum, was wir verloren, zerstört und verwirkt haben. Es bleibt nämlich für uns alle der Gott, der aus vollem Herzen und mit all seiner emotionalen Kraft sagt:Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Und wir können diesen dringlichen Ruf aufnehmen in unsere Leidenschaft und in das, wofür wir brennen:

Wünschet Jerusalem Frieden! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben! Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen! (Psalm 122,6+7)

Wir wissen zwar: der Friede ist so weit weg in Jerusalem heute. Und in Deutschland macht sich Judenhass und Antisemitismus erschreckend breit.

Wir aber halten dem die Gemeinsamkeit entgegen:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst!

Der Rest ist Friedensdienst.

Bleiben Sie behütet!                              

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

So. 09.08.20 9. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

9. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 02.08.20 8. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

8. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 26.07.20 7. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

7. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 19.07.20 6. Sonntag nach Trinitatis

Predigt 6. Sonntag n. Trinitatis zu 5. Mose 7,6-12

von Vikarin Olivia Brown | 19.07.2020

Epistel und Evangelium

6. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 12.07.20 5. Sonntag nach Trinitatis

Predigt 5. Sonntag n. Trinitatis zu Lk 5,1-11

von Vikarin Olivia Brown | 12.07.2020

Epistel und Evangelium

5. So. n. Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 05.07.20 4. Sonntag nach Trinitatis

Epistel und Evangelium

4. So. nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis, 5. Juli 2020

Rm.12,17-21

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.

Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Ohne das Böse geht es nicht! Kein Krimi ohne Kampf zwischen Gut und Böse. Überhaupt kein spannender Roman, in dem es nicht darum geht, irgendetwas Widerständiges zu überwinden, zu besiegen. Um Sieg geht es auch Paulus im griechischen Text. Überwinden ist da viel zu harmlos. Er spricht vom Besiegen! Keine Liga irgendeiner Sportart, in der es nicht darum geht, andere hinter sich zu lassen, zu besiegen. Da geht es gar nicht um böse oder gut.

Und darf ich „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ einem Menschen sagen, der gerade Böses erfuhr, in Form von Gewalt, Missbrauch oder Übervorteilung? Oder gar: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Wer von uns darf trösten? In der Tiefe des Hohlwegs
Zwischen Gestern und Morgen
Steht der Cherub
Malt mit seinen Flügeln die Blitze der Trauer
Seine Hände aber halten die Felsen auseinander
Von Gestern und Morgen
Wie die Ränder einer Wunde
Die offenbleiben soll
Die noch nicht heilen darf.
Nicht einschlafen lassen die Blitze der Trauer
Das Feld des Vergessens.
Wer von uns darf trösten?

Nelly Sachs

Luthers Übersetzung „überwinden“ legt mir etwas Quälerisches nah. Das paulinische Wort „νικαω“´“siegen“, lässt mich handeln. Den wenn ich Böses überwinde fordert mich das mit Haut und Haaren!

Ohne die Bösen gibt es keine Spannung: Als Kind wollte ich wissen, wer in den Geschichten die Guten und die Bösen sind. Auch die Evangelien leben von diesem Gegensatz und die bösen Händler treibt Jesus nicht mit guten Worten aus dem Tempel! Das wundert mich bis heute, er, der sonst so viel vermochte, reagierte mit Gewalt.

Und jede und jeder von Ihnen wird sofort ein Beispiel aus seinem Leben kennen, indem er nicht das Böse mit Gutem überwunden hat, weil er oder sie glaubten, das wäre falsch. Paulus provoziert mit seinen Sätzen. Er klingt selbst kompromiss- und alternativlos. Wird er dadurch nicht selbst gewalttätig? Nimmt er damit Leidende ernst, Unterdrückte und Gequälte für voll?

Paulus schreibt aus eigener Erfahrung: Verfolgte er als Saulus, die offensichtlich dem Judentum bedrohlich gewordene Christengemeinde, fühlt er sich verwandelt, geläutert, errettet. Hat sich dieser neuen Gemeinschaft ganz zu gewandt. Mit Konvertiten ist das so eine Sache, ihr Eifer macht mich misstrauisch: Was treibt sie an?

Um Siegen zu können, brauche ich Selbstvertrauen. Das bestätigt jeder Trainer einer Mannschaft.
Was trägt mich, worauf kann ich vertrauen, wenn einmal nichts mehr geht?

Ich vermute Paulus ging es da nicht anders als vielen Menschen heute: Gesehen werden will ich, Anerkennung suche ich. Er tat das als gelehriger Rabbinerschüler bei der Verfolgung der christlichen Gemeinschaft und dann hat er sein Damaskuserlebnis: Paulus erfuhr: Mein vermeintlicher Feind nutzt meine offene Flanke nicht. Als er plötzlich erblindet, nutzt das keiner aus.

Blendete Paulus die Wahrheit über sich selbst: In der Verfolgung, im Hass gegen andere, verfolge ich letztlich mich selbst und meine Angst, ungenügend zu sein. Nicht ausreichend? „6 setzen!“

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ kann ich sagen, wenn mir das widerfuhr. Wenn ich nicht wiederhole, was ich als falsch erkannte, weil mir offenbart wurde: Gewalt gegen mich, in welcher Form auch immer, gefährdet meine Seele zu verkrüppeln. Gott schenkt mir die Kraft, anders zu entscheiden, einen anderen Weg zu gehen. Für mich gilt das Jerusalemer Modell und nicht das Athener!

Athener Modell heißt: Als sich selbst optimierender Athlet immer unter dem Druck stehen zu müssen: Genüge ich anderen? Genüge ich der Welt, mich der Wertung anderer auszuliefern. Irgendwann kann auch der beste oder die beste Influencerin ihr Selbstbild nicht mehr halten, weil Wunsch und Wirklichkeit nicht mehr zusammenpassen. Menschen an ihren Eigenbild zerbrechen. (Instagram & Co)

Das Jerusalemer Modell ist der gekreuzigte Christus, der sich herabbeugt, der keine Rache nimmt, der den verzehrenden Durst nach Anerkennung stillt. Er setzt vor die Leistung seinen anderen, liebenden Blick auf mich- ohne Gegenleistung. Das Jerusalemer Modell durchbricht die Gnadenlosigkeit des Athener Modells. Gottes Atem schafft Raum für andere Möglichkeiten. Ich gestalte durch seine Kraft mein Handeln!

Pastor Götz Neitzel

So. 28.06.20 3. Sonntag nach Trinitatis

Predigt über Lukas 15,11-32

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 3. Sonntag nach Trinitatis 28.06.2020

Epistel

3. So. nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Predigt zum Sonntag, 28. Juni 2020

Jesus erzählte: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 

Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.

Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden. (Lukas 15,11-32)

Liebe Gemeinde,

Barmherzigkeit macht Stress. Sie ist für uns eine schöne, etwas fremde Regung, wir sprechen kaum noch von ihr. Aber wenn wir sie erleben, sind wir nicht unbedingt mit ihr einverstanden. Sie verletzt unser Gefühl für Gerechtigkeit.

In der Geschichte von den zwei Söhnen ist das deutlich. Man kann den älteren Sohn gut verstehen: Es hätte doch gereicht, ihn jetzt als Tagelöhner einzustellen. Man muss ihn nicht gleich obenan setzen, ihn nicht gleich neu einkleiden, nicht auch noch ein großes Fest für ihn steigen lassen und das Beste auffahren, was man hat. Als Tagelöhner hätte dieser, der da, dein Sohn auch mal die Konsequenzen seines Handelns gespürt. Er hat zu seinem eigenen Vergnügen verschwendet, wovon auch die Familie hätte leben können.

Die Barmherzigkeit tut aber mehr als das Nötige. Barmherzigkeit bedeutet, dass ein Herz einem anderen zufliegt: Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.  Und dann sprengt die Barmherzigkeit den Kreis der gerecht verteilten Notdürftigkeiten.

Für den älteren Sohn ist das nicht einfach. Denn wie steht er denn da? Wie steht das Herz seines Vaters zu ihm? Ist es nicht so, als würde er in den Hintergrund treten, er, der Zuverlässige und Verantwortungsbewusste?

Würde aber die Familie, würde auch er glücklich werden mit dem Bruder hinten in der Unterkunft der Tagelöhner, der eben ausbadet, wie er sein Leben vermurkst hat?  Es wäre wohl gerecht, aber freudlos. Lieblos.

Daran liegt Gott nicht, daran kann uns nicht liegen! Viele sind derzeit in Not, bei uns und weltweit. Sie leiden unter der Pandemie und bekommen vielfach auch die Folgen ihres Handelns und ihrer Versäumnisse zu spüren. Vielen wird geholfen, ohne dass sie etwas dafür getan haben. Es ist gut, wenn wir es einfach so wollen: großzügig sein, die Bedürftigen zu uns nehmen, Existenzen retten, unterstützen und auch mehr tun als nötig. Das macht Stress, es ist nicht unbedingt gerecht.

Aber in dieser auch anstrengenden Barmherzigkeit prägt sich das Bild Gottes in unser Leben und unseren Umgang miteinander ein. In dieser fordernden und unendlich weitherzigen Regung der Barmherzigkeit bahnen wir den Weg aus einer freudlosen Gerechtigkeit zum Vergnügen am Leben.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

So. 21.06.20 2. Sonntag nach Trinitatis

Grußwort zum Sommer

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 2. Sonntag nach Trinitatis 21.06.2020

Epistel und Evangelium

2. So. nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Grußwort zum Sommer 2020, 21. Juni 2020

Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren.

Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

(Psalm 36,6-10)

 

Weite deine Seele

Liebe Gemeinde,

Tut uns der Sommer gut? Ja und Nein.

Es ist sonnig und warm, viele werden Urlaub haben und Ferien, die Tage nehmen kein Ende, solange ist es hell. Es ist schön.

Aber über allem liegt auch Traurigkeit, gehemmtes Leben.  Kann man denn reisen? Reicht dafür dies Jahr das Geld? Können wir feiern, uns nahekommen? Bloß nicht, Vorsicht!

Wir bräuchten es ja! Ausgelassenheit, Entspannung, Wärme, Leidenschaft, Sorglosigkeit, Genuss! Aber es hat sich eingenistet; in Momenten der Entspannung meldet es sich jäh: Ach ja, Corona!

Es ist wie in der Trauer, viele kennen das: man hat geschlafen, einen guten Film gesehen und hat vergessen, aber dann schleicht es sich wieder heran: Da ist doch was …? – Ach ja, der Tod!

Ach ja, Corona! Die Sorgen! Der Abstand! Die Gefahr! Die Schulden! Nicht in die Ferne reisen, nicht ausgehen, nicht tanzen, nicht im Stadion brüllen. Kein Besuch. Nicht mal das Gesicht berühren.

Was tut uns gut? Was erleichtert uns, da alles so gedrückt ist und zusammengenommen?

Es gibt poetische Sätze, die aus der Enge herausführen können:

Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Oder:

Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Oder:

Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

Mit Wonne! Wie mit einem Strom! – Zuflucht haben! Unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Diese Sätze haben eine Substanz, als könne man sie einatmen und ausatmen. Als würden sie dann direkt aussprechen und spürbar machen:

Weite deine Seele! Lass sie auch traurig sein und hungrig, lass sie begierig sein und Zuflucht suchen!

Spüre, was Dir fehlt, meide es nicht, denn sonst wird es eng; du musst dann nämlich dauernd positiv sein und kannst es doch nicht – Ach ja, Corona! Ach ja, der Tod!

Weite Deine Seele, in alle Richtungen, himmelweit, und knüpfe im Einatmen und Ausatmen dieser Sätze eine Verbindung an, die über deine Grenzen hinausgeht:

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Unser gehemmtes Leben wird so vielleicht nicht entfesselt. Aber wir gewinnen Einverständnis, hadern nicht mit den Begrenzungen, geben aber dem Hunger und dem Begehren, auch der Traurigkeit Raum als wertvolle Regungen unserer Seele – die uns an die Quelle führen.

In deinem Lichte sehen wir das Licht.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler

So. 14.06.20 1. Sonntag nach Trinitatis

Predigt 1. Sonntag nach Trinitatis

von Pastorin Ute Parra | 14.06.2020

Epistel und Evangelium

1. So. nach Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Predigt von Pastorin Ute Parra am 14. Juni 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

was wir wohl in dreißig Jahren unseren Kindern, Enkeln oder Urenkeln von dieser Zeit erzählen werden? Mit unserer Konfirmandengruppe haben wir darüber neulich gesprochen. Die Frage ist deshalb so schwer zu beantworten, weil wir ja gar nicht wissen, was von all dem Verrückten, das wir in diesen Tagen erleben, eigentlich so bleiben wird und was uns später, wenn wir wieder zur Normalität zurückgekehrt sind, geeignet erscheint, um unsere Nachfahren damit zu verblüffen.

Vielleicht gibt es ja alle paar Jahre eine Pandemie und alle kaufen mit Mundschutz ein. Vielleicht ist das Arbeiten Homeoffice dann die Regel und auch die Schule findet digital statt. Vielleicht kennen unsere Sprösslinge das Händeschütteln nur noch aus alten Filmen. Wer weiß.

Auf Platz eins in unserer Konfirmandengruppe rangierte glaube ich: „Ich durfte damals meine Freunde nicht treffen.“ Hoffen wir dringend, dass unsere Kinder und Enkel ungläubig und mitleidig gucken wenn sie das hören, weil sie das noch nicht erlebt haben. Hoffen wir auch, dass sie sich nicht vorstellen können, dass Schwerkranke nicht die notwendige medizinische Versorgung erhalten und Sterbende sich nicht von ihren Familien verabschieden können.

Es wäre andererseits schön, wenn manch Gutes, das jetzt beginnt, dann selbstverständlich geworden wäre: Reduzierter Flugverkehr, größere Rücksichtnahme auf die Schwachen in der nationalen und globalen Gesellschaft…

Unser Predigttext spielt auch in einer Zeit des Umbruches: Die ersten christlichen Gemeinden entstanden. Menschen erhielten die Botschaft von der Auferstehung, wurden vom Heiligen Geist ergriffen und gründeten Gemeinschaften. Sie lebten auf ganz besondere, neue Weise miteinander:

„Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.  Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.“ (Apg 4,32-35)

Als die ersten Christen so begannen, folgten sie damit dem Auftrag Jesu: „Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ (Lk 12,33f) Vor allem aber folgten sie dem, was der Geist ihnen eingab.

Sie fragten sich dabei nicht, was sie wohl in 30 Jahren davon erzählen würden, denn sie glaubten, dass das Ende dieser Welt nahe war und das Reich Gottes anbrechen würde. Schon jetzt waren ihre Herzen darum eins in der freudigen Erwartung.

Darum machten sie sich auch nicht viel Gedanken um Nachhaltigkeit. Sie verkauften einfach ihr Land, um einen akuten Bedarf zu stillen. Von dem Geld wurde dann wahrscheinlich Essen gekauft und wenn das aufgegessen war, dann hatte man keinen Acker mehr, von dem man ernten konnte. Die Lebensform dieser ersten Christen war also keine Option, als das Weltende ausblieb.

Immer einmal wieder träumten Menschen davon, dass es doch auch auf lange Zeit möglich sein müsste, dass alle geben, was sie haben und bekommen, was sie brauchen. Andere sagen: „So etwas liegt nicht in der Natur des Menschen.“ Schon in der Apostelgeschichte wird berichtet, dass manche Christen nicht ihr gesamtes Vermögen abgaben.

Offenbar sind die Verhältnisse einfach nicht so, oder die Menschen eben nicht gut oder nicht klug genug, als dass sie aus Einsicht alles miteinander teilen würden.

Auch unsere Gemeinde kann heute nicht 1:1 so umsetzen, was in unserem Predigttext erzählt wird. Wir führen heute Karen Winterberg als Kirchenvorsteherin in ihr Amt ein und sie wird wie wir alle vor die Frage gestellt werden, wie angesichts zurückgehender Kirchensteuerzuweisungen nachhaltig gewirtschaftet werden kann. Gleichzeitig geraten immer mehr Mitmenschen in der Nähe und Ferne in wirtschaftliche Not und es gilt zu teilen.

Wir müssen als Christen seit fast 2000 Jahren in dieser Welt zurechtkommen, nicht nur mit einer widrigen Umgebung sondern auch damit, dass wir selbst immer wieder aus dem Blick verlieren: Wer Gott liebt müsste doch eigentlich ganz von selbst seine Geschwister lieben und alles mit ihnen teilen wollen.

Es ist darum gut, sich auf die Ursprünge des Christentums zu besinnen, als man alles gemeinsam hatte und den Wunsch danach, auf diese Weise eins zu sein, nicht zu verlieren. Wie wichtig das Geben für beide Seiten – Gebende wie Empfangende – ist, wird wie so vieles in unserer Offenen Kapelle deutlich. Manche kann man einfach nicht davon abhalten, dort Geld hinzulegen, wofür auch immer – offenbar aus dem Bedürfnis heraus, die Erfahrung von Liebe und Getragensein, die sie machen dürfen, mit ihren Mitmenschen zu teilen.

Ich finde wichtig, dass wir hören: So hat auch die Gütergemeinschaft der ersten Christen funktioniert: Die ersten Christen sind erfüllt vom Heiligen Geist. In diesem sind sie ein Herz und eine Seele und wollen darum alles gemeinsam haben, nichts für sich. Diese Gemeinschaft gründete in der Taufe und im gemeinsamen Abendmahl. Das Teilen des Besitzes war nur eine sekundäre Folge dieses Verbundenseins.

Wenn wir jetzt andere Wege finden, mit Besitz umzugehen, dann hoffentlich ohne diese Grundhaltung aufzugeben: Wer Gott liebt, liebt automatisch auch seine Mitmenschen, sieht, was sie brauchen und gibt, gerne und mit eigenem Gewinn: Gibt Geld, aber auch Zeit des Zuhörens, Raum zur Mitgestaltung des gemeinsamen Lebens, Anerkennung, Vertrauen, Anteil an der eigenen Gedankenwelt.

Sie hatten alles gemeinschaftlich, weil sie Gottes Geist hatten, der sie in Liebe verband. Auch wenn wir heute nicht mehr stündlich das Weltende erwarten, nicht unseren gesamten Besitz verkaufen und an Arme verschenken, hat sich dieses Ideal nicht erledigt.

Der Segenskreis, in den wir uns am Ende jeder Konfirmandenstunde stellen, bringt das zum Ausdruck: Segen empfangen und weitergeben gehen sozusagen Hand in Hand. Irgendwie funktioniert  das trotz Abstand. Dass man sich das vor Augen ruft, verbindet auf eine neue, zuvor nicht beachtete Art und Weise.

Segen ist auch über Distanz wirksam. Gott überbrückt durch seine segensreiche Gegenwart diese Distanz. Er muss sich ja nicht an Abstandsgebote und Verordnungen halten und kann Sie hier und jetzt aufsuchen, während Sie dies lesen:

Gott segne und behüte Sie heute und alle Tage!

Ihre Pastorin Ute Parra

So. 07.06.20 Trinitatis

Predigt Trinitatis zu 4. Mose 6,22-27

von Vikarin Olivia Brown mit Gesang von Kantorin Jasmin Zaboli | 07.06.2020

Epistel und Evangelium

Trinitatis 2020, H.-G. Hanl

So. 31.05.20 Pfingstsonntag

Predigt Pfingstsonntag

von Pastorin Ute Parra | 31.05.2020

Epistel und Evangelium

Pfingssonntag 2020, H.-G. Hanl

Zum Nachlesen: Predigt von Pastorin Ute Parra am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? …Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden…Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen“….Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz…Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

(Apg 2 in Auszügen)

Liebe Leserinnen und Leser,

„lass niemals eine Krise ungenutzt“ so lautet das Zitat von Winston Churchill, das im Augenblick in vieler Munde ist. Ein bisschen makaber ist das schon angesichts all der Ängste und des Leides, die uns – und noch viel mehr Menschen in anderen Ländern – diese Krise schon gebracht hat und noch bringen wird. Aber auf jeden Fall ist etwas daran: Die Karten werden neu gemischt. Neues kann entstehen.

Das gilt nicht nur für die Gesamtgesellschaft, sondern auch für die Kirche und in besonderem Maße für diese Gemeinde. Schon vor Corona gab es hier einen tiefen Einschnitt, weil die Zusammenarbeit mit dem Pfadfinderstamm St. Andreas um den Jahreswechsel herum endete.

Seit 70 Jahren gehörte der Stamm schon zur Gemeinde. Spannungsreich war diese Zusammenarbeit seit vielen Jahrzehnten. Jetzt sind die Kellerräume der Gemeinde leer. Ein trauriger Anblick aber auch eine Chance, zu überlegen, was sie füllen soll. Corona hat uns jetzt mehr Zeit gegeben, die Gedanken neue Wege finden zu lassen. Themen wie „Nähe und Distanz“ und „Freiheit und Bindung“ erscheinen in einem neuen Licht.

Wie konnte es sein, dass unser Pfadfinderstamm 70 Jahre in unseren Räumen zusammenkam, unsere Jugendarbeit war, aber dass wir dennoch keinen Einblick in dessen Strukturen und Finanzen hatten, kaum Kontakt zu den Jugendlichen, die sich hier trafen.

Die Verbindung war abgerissen trotz größter räumlicher Nähe und es war uns nicht möglich, den Jugendlichen verständlich zu machen, dass wir sie nicht kontrollieren oder bevormunden wollten, sondern Kommunikationswege schaffen.

In der Corona-Zeit erleben wir oft genau das Gegenteil: Menschen, die einander nicht begegnen dürfen, finden trotzdem oder gerade deshalb Wege der gegenseitigen Ermutigung und des Trostes. Etwa auf den Leinwänden in unserer Offenen Kapelle, wo sich Menschen aus dem Stadtteil Hoffnungsbotschaften hinterlassen. Gezwungen in die räumliche Distanz rücken Menschen auf ganz neue Art zusammen, betrachten ihre Mitmenschen aus einem neuen Blickwinkel und lernen sie so oft besser kennen und lieben. Braucht es dazu eine Krise?

Die Jünger Jesu jedenfalls – so erfahren wir im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte – waren auch in einer Art Krisensituation vor Pfingsten: Der Auferstandene war in den Himmel aufgefahren und hatte sie zurückgelassen. Er hatte ihnen versprochen, den Tröster zu senden, den Heiligen Geist. Nun, 10 Tage später, waren sie zusammengekommen, beteten, warteten. Da geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen.

Die enge Gemeinschaft der Jünger im Haus, die miteinander warten und beten, öffnet sich plötzlich. Der Geist kommt wie ein Wind, den man nur brausen hört, aber nicht sieht. Man sieht und hört aber, was er bewirkt. Die Jünger, ganz erfüllt, werden sozusagen hinausgeweht zu den Fremden und sprechen zu ihnen, so dass auch sie verstehen. Dass auch sie der frische Wind des Geistes ergreift. Sie lassen sich taufen, weil sie sehen: Hier und jetzt erfüllt sich die Prophezeiung Joels. Der Geist Gottes wird ausgegossen, ergreift sie wie eine Sturmbö und wie Feuerzungen. Mächtig und zugleich unsichtbar verbindet er sie trotz ihrer verschiedenen Herkunft. Aber nicht in einer Weise, die einengt, sondern auf befreiende Art.

Wenn dieser Tage ein frischer Wind durch unsere Offene Kapelle weht, bewegen sich – verbunden durch eine Schnur – buntes Papier, Bänder, Federn. Bibelworte zum Geist und zur Freiheit. Menschen aus der Gemeinde haben Lesezeichen für Sie gestaltet. Nehmen Sie sehr gern eins mit nach Hause. Und wenn Sie mögen basteln Sie auch selbst eins – hier oder zu Hause – sodass auch andere sich ein Geschenk abholen können.

Warum wir uns heute gegenseitig etwas schenken? Heute ist ja der Geburtstag der Kirche. Seit bald schon 2000 Jahren verbindet und befreit uns der pfingstliche Geist. Noch heute hören Menschen überall auf der Welt in ihrer Sprache vom dreieinigen Gott, entscheiden sich, sich taufen zu lassen und fühlen sich wie neu geboren und bereit, sich von Gottes Geist leiten zu lassen.

Wenn die Fronten aber verhärten, wenn Menschen einander nicht mehr verstehen wollen und nur das Eigene gelten lassen, dann wird es nötig, sich daran zu erinnern, wie Kirche anfing: Mit frischem Wind und Leichtigkeit, mit der Fähigkeit, dieselbe Sprache zu sprechen, in Frieden miteinander zu leben und mit der freien Entscheidung jedes einzelnen, neu zu beginnen.

Der frische Wind weht durch die Offene Kapelle auch zu uns wie durch ein Fenster, das sich zum Stadtteil hin geöffnet hat. Nutzen wir diese Bewegung, neue Blickwinkel einzunehmen und Freiräume zu gestalten. Gottes Geist will uns bewegen und wie eine Feder hoch in die Luft heben, wenn wir uns von ihm leiten und verwandeln lassen.

In guten Zeiten und in Krisenzeiten gilt: Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.

Ihre Pastorin Ute Parra

So. 24.05.20 Exaudi

Predigt Exaudi

von Vikarin Olivia Brown | 24.05.2020

So. 17.05.20 Rogate

Predigt Rogate

von Pastorin Ute Parra | 17.05.2020

Epistel und Evangelium

von Hanns-Georg Hanl | Gottesdienst Rogate 17.05.2020

So. 10.05.20 Kantate

Predigt Kantate

von Vikarin Olivia Brown | 10.05.2020

Epistel und Evangelium

von Hanns-Georg Hanl | Gottesdienst Kantate 10.05.2020

Kindergottesdienst

von Vikarin Olivia Brown | Gottesdienst Kantate 10.05.2020

Ins Wasser fällt ein Stein

von Jasmin Zaboli | EG 620

Wie lieblich ist der Maien

von Jasmin Zaboli | EG 501

So. 03.05.20 Jubilate

Predigt Jubilate 03.05.2020

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Werdet weise

Evangelium Jubilate Joh 15,1-8

von Hanns-Georg Hanl | Misericordias Domini - Der gute Hirte

Jesus macht Frühstück am Strand

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Kindergottesdienst 03.05.2020

So., 26.04.20. Misericordias Domini Psalm 23, Der Herr ist mein Hirte

26.04.2020 Predigt Misericordias Domini

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Hütet Euch

Evangelium Joh 10,11-30

von Hanns-Georg Hanl | Misericordias Domini - Der gute Hirte

Psalm 23, gesungen

von Pastor Dr. Kord Schoeler/Kantorin Jasmin Zaboli | Der Herr ist mein Hirte

Kindergottesdienst

von Pastorin Ute Parra, Lieder Kantorin Jasmin Zaboli | 26.04.2020

So., 19.04.20. Quasimodogeniti:
Predigt nicht nur für Konfirmanden;: „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ (Jes 40,26-31)

Predigt Quasimodogeniti

von Pastorin Ute Parra | Nicht nur für Konfirmanden! 08 min 18 sec

Weißt du, wieviel Sternlein

von Kantorin Jasmin Zaboli | 03 min 03 sec

Kindergottesdienst

von Vikarin Olivia Brown | 35 min 47 sec

Osternacht und Ostersonntag

Wir entzünden an der Offenen Kapelle die Osterkerze und tragen das Licht in die Kirche. Christ ist auferstanden. Mit Pastorin Ute Parra, Kantorin Jasmin Zaboli und Hanns-Georg Hanl.

Lied: Christ ist erstanden EG 99. Aus der St. Andreas Kirche am Grindel in Hamburg – Kantorin Jasmin Zaboli an der Steinmeyer-Orgel.

Lied: Christ ist erstanden EG 99 – Orgel-Playback zum Mitsingen! Mit Kantorin Jasmin Zaboli.

Predigt zu Ostersonntag

von Pastorin Ute Parra | Christ ist erstanden.

Evangelium zu Ostersonntag

von Hanns-Georg Hanl | Mk 16,1–8

Ostermontag

Kindergottesdienst

von Vikarin Olivia Brown | Ostermontag 2020

Lieder zum Hören und Mitsingen:

Kleines Senfkorn Hoffnung

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Text Kleines Senfkorn Hoffnung
1.) Kleines Senfkorn Hoffnung,
Mir umsonst geschenkt,
Werde ich dich pflanzen,
Dass du weiter wächst,
Dass du wirst zum Baume
Der uns Schatten wirft,
Früchte trägst für alle alle,
Die in Ängsten sind.

2.) Kleiner Funke Hoffnung,
Mir umsonst geschenkt,
Werde ich dich nähren,
Dass du überspringst,
Dass du wirst zur Flamme,
Die uns leuchten kann,
Feuer schlägt in alle alle,
Die im Finstern sind.

3.) Kleine Träne Hoffnung,
Mir umsonst geschenkt,
Werde ich dich weinen,
Dass dich jeder sieht,
Dass du wirst zur Trauer,
Die uns handeln macht,
Leiden läßt mit allen allen,
Die in Nöten sind.

4.) Kleine Münze Hoffnung,
Mir umsonst geschenkt,
Werde ich dich teilen,
Dass du Zinsen trägst,
Dass du wirst zur Gabe,
Die uns leben läßt,
Reichtum selbst für alle alle,
Die in Armut sind.

Kindermutmachlied

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Befiehl du deine Wege

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Die Vögel - Meinem Gott gehört die Welt ...

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

In Gottes Namen wollen wir ...

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Wo die Liebe wohnt

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

O Haupt voll Blut und Wunden

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Korn, das in die Erde ...

von Jasmin Zaboli | St. Andreas Kirchenmusik

Goldenes Licht in unserer St. Andreas-Kirche. Da hab ich die Osterkerze angezündet. Gebet und Gesang werden nicht verstummen.

Passionsandachten und Ostergottesdienste

Passionsandacht 18.03.20

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Passionsandacht 25.03.20

von Vikarin Olivia Brown | "Mich dürstet." Mit Lied "Die ihr Durst habt"

Passionsandacht 01.04.20

von Pastorin Ute Parra | "Es ist vollbracht"

Passionsandacht 08.04.20

von Pastor Dr.Kord Schoeler | "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!"

Predigt 9. April 2020

von Vikarin Olivia Brown | Gründonnerstag

Predigt zum Karfreitag

von Pastor Dr. Kord Schoeler | 2. Korinther, 5,14-19

Evangelium zum Karfreitag

von Hanns-Georg Hanl | Joh 19,16-30

Kindergottesdienst:

Kindergottesdienst 5. April 20

von Vikarin Olivia Brown | mit Lied "Jesus zieht in Jerusalem ein"

Kindergottesdienst 29.03.20

von Pastor Dr. Kord Schoeler | Die Salbung in Betanien

Kleines Senfkorn Hoffnung – Kindergottesdienst-Geschichte 22.03.20.

Gottesdienst

Predigt 5. April 2020

von Vikarin Olivia Brown | Sonntag Palmarum

Die Predigt von Pastorin Ute Parra für den Sonntag Judika am 29.03.2020..

Die Predigt von Pastorin Ute Parra für den Sonntag Lätare am 22.03.2020.

12 Stämme – Das Passionsprojekt 2016

von Eine Installation des Bildhauers Axel Richter | © St. Andreas/hghanl.com 2016