Predigt zum Sonntag Exaudi

von Pastor Dr. Kord Schoeler | St. Andreas Harvestehude 16.05.21

Bei Trost.

Predigt zum Sonntag Exaudi 2021 über Johannes 16,5-15

Jesus sagte seinen Jüngerinnen und Jüngern: Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.

Johannes 16,5+6

Liebe Gemeinde,

euer Herz voll Trauer. Wenn das Herz voll von Trauer ist, was kann dann trösten? Es scheint kein Platz zu sein für etwas anderes als für Kummer und Niedergeschlagenheit. Dann ist zur Traurigkeit hinzu noch die Angst da, dass der Kummer alles sein könnte, die ganze Wahrheit. Nichts weiter. Euer Herz angefüllt mit Traurigkeit.

Es ist für viele von uns jetzt eine Befürchtung, dass alles nur noch trüb bleiben wird, wenn wir dem ganzen Kummer und dem Verdruss über die entsetzlich vielen Einschränkungen in der Pandemie Raum geben und dazu auch den Sorgen, was noch werden soll. Wir fürchten, dass wir dann die letzten Kräfte verlieren, dass wir dann nicht mehr können.

Was kann trösten?

Jesus, wie der Evangelist Johannes von ihm erzählt, beginnt das Trösten damit, dass er wie kein anderer einfach und einfühlsam sagt: … ihr habt nun Traurigkeit. (Joh. 16,22) Jetzt ist euer Herz voll Trauer. (16,6) In der Welt habt ihr Angst. (16,33)

Und wie ebenfalls kein anderer kann der Jesus des Johannes gleich danach so unfassbar große Sätze sagen wie: (In der Welt habt ihr Angst …) aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (16,33)Oder: (Ihr habt nun Traurigkeit …) aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. (16,23)

Der Trost fängt an mit der Wahrheit des Kummers und mit einem, der uns von ihm sagen kann und uns freundlich heranführt: Ja, ihr habt nun Traurigkeit. Er hält diese Wahrheit für uns in seinen Worten aus.

Und wie kommt er dann mit uns zum Trost? Indem er geht!

Ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.  (Johannes 16,7)

Ja, einerseits stehen wir mit unserer Traurigkeit allein. Andererseits klingt aber immer dieses einfühlsame Wort bei uns nach: Ihr habt nun Traurigkeit. Wenn wir durch einen solchen Satz ein lebendiges Gefühl für unsere Traurigkeit bekommen, bleiben wir nicht schwach, fühllos und niedergeschlagen, dann beginnt damit schon der Trost: Ich trage den Kummer mit Dir, und du kannst ihn auch bei dir tragen.

Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. (Johannes 16,13)

Eben war doch noch der Kummer fast die ganze Wahrheit! Ist er nun eine Täuschung? Nein. Aber uns können noch ganz anders die Augen aufgehen.

Wenn er kommt (der Geist der Wahrheit), wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. (Johannes 16,8-11)

Wir haben es oft auch deshalb schwer mit unserem Kummer, weil wir uns für ihn schuldig fühlen, im Sinn von „Es geht uns schlecht, wir sind allein, und wir haben’s auch vermurkst!“ Tröstlich wäre, wenn uns die Augen aufgingen über die Sünde. Vielleicht haben wir Fehler gemacht. Vielleicht haben wir uns selbst ins Elend gebracht. Aber jetzt wäre, was uns vom Leben trennt, dass sie nicht an mich glauben – dass wir nicht nehmen könnten, was in diesen Worten schwingt: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost …

Das ist, ehrlich, auch das Schlimmste, dass da oft etwas Machtvolles zwischen uns und dem Trost steht. Der Jesus des Johannes nennt es den Fürsten dieser Welt. Immer bleibt es uns rätselhaft, warum wir gelegentlich, oft oder immer gehemmt sind in der einfachen Bewegung, die es bräuchte, den Trost anzunehmen. Der Geist hingegen wäre nichts anderes als die fließende Kraft, die uns in diese innere Bewegung brächte.

Der Fürst dieser Welt ist gerichtet und erledigt. Das sagt er so einfach. Ja, vielleicht ist, was wir fürchten, ein Popanz. Nehmen wir’s mal so!

Bleiben Sie behütet!                                                      Ihr Pastor Dr. Kord Schoeler